1Kö 18,1
A.Christlieb
Und über eine lange Zeit kam das Wort des Herrn zu Elia, im
dritten Jahr, und sprach: Gehe hin und zeige dich dem Ahab,
daß ich regnen lasse auf Erden. 1. Könige 18, 1
In Zeiten, wo Gottes Hand schwer auf einem Volk lastet,
werden viele Herzen bewegt von der Frage: ,,Wann ist wohl
Gottes Stunde gekommen?" Die Antwort auf diese Fragen wird
immer der göttlichen Weisheit vorbehalten bleiben. Aber wir
dürfen unserem Text doch einen gewissen Trost entnehmen.
Damals lastete schweres, göttliches Gericht auf dem Land
Israel, anhaltende Dürre und Teuerung. Oft wird man gefragt
haben: ,,Wann wird wohl die Not ein Ende nehmen? Wann wird
es wieder regnen?" - Unser Text sagt dazu zweierlei:
Einerseits, die Hilfe kam nicht schnell. Die Dürre dauerte
drei Jahre und sechs Monate. Furchtbare Not entstand im
Land. Erst ,,über eine lange Zeit" kam Gottes Wort zu Elia.
- Gottes Gerichte sind furchtbar ernst. Das zeigt uns auch
die Offenbarung des Johannes bei der Ausgießung der sieben
Schalen des göttlichen Zornes über die Erde (Kap. 16).
Andererseits aber sehen wir auch, daß die Hilfe viel
schneller hereinbrach, als viele glauben mochten. Wenige
Tage vor dem herrlichen Regen hätte noch mancher ganz verzagt
denken können: Es wird noch lange nicht regnen. Man sieht ja
im ganzen Land noch keine Spur von Buße. Deshalb ist auch
keine Aussicht auf göttliche Hilfe vorhanden. - Und doch
stand die Hilfe vor der Tür. Wir lernen daraus: Gottes
Gerichte sind ernst. Sein Messer schneidet tief. Seine Rute
tut weh. Aber - doch nicht verzagen! Gott ist barmherzig,
auch wenn seine Gerichte andauern. Ist seine Stunde erst
gekommen, kann er in jeder Not, auch unseres Landes,
schneller als man es erwartet, helfend eingreifen (Nehemia 9,
Psalm 107, 19-23). Wenn wir nur geläutert aus der
Trübsalszeit hervorgehen.
J.Kroeker
Über Gottes Offenbarungsträger.
"Und nach einer langen Zeit kam das Wort des Herrn zu
Elia, im dritten Jahr, und sprach: "Gehe hin, zeige dich dem
Ahab, dass Ich regnen lasse auf das Land!" 1.Kön. 18,1.
Unser Gott der Offenbarung braucht auch dich und mich für
eine Offenbarung. Zwar sind nicht wir selbst die
Offenbarung, wir sind immer nur Zeugen der göttlichen
Offenbarung, Verwalter göttlicher Geheimnisse und Verkünder
göttlicher Wahrheit. Denn Gott machte nie Heilsgeschichte,
ohne zuvor Träger der neuen Geschichte zu geben. Zu seiner
Stunde sandte Er noch immer seine Propheten. Fand Er erst
die Möglichkeit, die Welt mit einer neuen Heilszukunft zu
segnen, dann berief Er sich zuvor Knechte, die fähig waren,
seine Organe zu sein: Persönlichkeiten, die Ihn verstanden,
aber die auch ihre Brüder verstanden und ihnen im Auftrage
Gottes zu dienen wussten.
Solche Organe waren einst Ihm auch die beiden Propheten Elia
und Elisa. Durch sie wurde göttliches Licht in die Nacht
ihres Volkes getragen. Alle Schwankenden und Unentschiedenen
fanden in ihnen jene heilige Entschiedenheit und jenen Eifer
für Gott, durch die auch sie sich zur Entscheidung gedrängt
sahen. Entweder Gott oder Baal, entweder Leben oder Tod,
entweder Gottes Stimme oder der Menschen Stimme, - zu dieser
Entscheidung führten sie immer wieder die Einzelnen und das
Ganze. Ihr Wort und Dienst bedeutete daher Leben für jene
dunkle Zeit, in welche sie sich hineingestellt sahen. Liefen
in der Geschichte doch stets Gericht und Erlösung immer
sehr nahe nebeneinander her. Gott hat je und je verstanden,
mitten in die Gerichte einer alten Welt die Segensanfänge
einer neuen hineinzuweben. Über die chaotischen Zustände
einer untergegangenen Welt brütete stets der Geist des Lebens
und rief mit seinem schöpferischen: Es werde! eine neue
Schöpfung ins Leben. Und Gottes Propheten dienten bei dieser
Neuschöpfung immer als Dolmetscher. Gott redete durch den
Mund seiner Knechte, und diese weckten das Gewissen des
Volkes, zeigten die Quellen des Segens, eröffneten neue
Perspektiven, schufen neue Hoffnungen und bahnten in der
Seele ihres Volkes den Weg für eine neue Zukunft an.
Den Propheten war das Gericht in der Geschichte ihres
Volkes nie das Letzte. Gott war ihnen stets größer als
das jeweilige Gericht. Von Gott her gewannen sie daher jene
Hoffnung, die sie in ihrem Warten nie zuschanden werden ließ.
Sie wussten: mit Gott gibt es keine hoffnungslose Zukunft.
Er ist groß genug, aus unserem Ende einen neuen Anfang zu
machen.