2Sam 2,26
C.H.Spurgeon
,,Weißt du nicht, daß hernach möchte mehr Jammer werden?"
2 Sam. 2, 26.
Wenn du, lieber Freund, weiter nichts bist, als ein
Bekenntnischrist, und nicht ein lebendiger Bekenner des
Glaubens, der in Christo Jesu ruht, dann gewähren dir die
folgenden Zeilen ein getreues Bild deines Ausgangs.
Du bist ein fleißiger Besucher der Gottesdienste, du gehst, weil
andre auch gehen, nicht weil dich dein Herz zu Gott zieht. Das
ist dein Anfang. Ich will voraussetzen, daß dir während der
nächsten zwanzig oder dreißig Jahre zugelassen wird,
fortzufahren wie jetzt, und du äußerlich Gott bekennst durch den
Gebrauch der Gnadenmittel, ohne daß du von Herzen bei der Sache
bist. Tritt leise auf, denn ich will dich ans Sterbebett eines
solchen führen, der in deinen Wegen wandelte. Wir wollen ihn
vorsichtig betrachten. Ein klebriger Schweiß steht auf seiner
Stirn, und er wacht auf mit dem Schrei: ,,Ach Gott, wie ist das
Sterben so schwer! Habt Ihr zu meinem Seelsorger geschickt?"
,,Ja, er kommt." Der Seelsorger erscheint. ,,Ach! ich fürchte,
ich muß sterben!" ,,Habt Ihr eine lebendige Hoffnung?" ,,Ich
kann das nicht sagen. Ich fürchte mich, vor Gott zu treten; ach,
beten Sie für mich." Das Gebet wird mit tiefem Ernst gesprochen,
und der Weg des Heils wird ihm zum zehntausendstenmal
angepriesen; aber ehe er das Rettungsseil ergreifen kann, sinkt
er unter. Ich kann meine Finger auf diese kalten Augenlider
legen, denn sie sehen hienieden nie wieder etwas. Aber wo ist
der Mensch, und wo sind des Menschen rechte Augen? Es steht
geschrieben: ,,Als er nun in der Hölle und in der Qual war, hob
er seine Augen auf." Ach! warum hat er seine Augen nicht vorher
aufgehoben? Weil er so daran gewöhnt war, das Evangelium zu
hören, daß seine Seele darüber einschlief. Ach, wenn auch du
deine Augen dort erst aufheben solltest, wie bitter müßten deine
Tränen sein! Des Heilands eigne Worte mögen dir die Qual
schildern: ,,Vater Abraham, erbarme dich meiner, und sende
Lazarum, daß er das Äußerste seines Fingers ins Wasser tauche
und kühle meine Zunge; denn ich leide Pein in dieser Flamme." Es
liegt ein furchtbarer Ernst in diesen Worten. Mögest du sie nie
lesen und aussprechen müssen unter dem glühenden Schein des
Zornes Jehovahs. So bedenke denn beizeiten, was zu deinem
Frieden dienet.