1Sam 17,28
J.Kroeker
Vom wahren Gottvertrauen.
"Aber Eliab, sein ältester Bruder, hörte ihn mit den Männern
reden. Da entbrannte Eliabs Zorn wider David, und er sprach:
Warum bist du herabgekommen? Und bei wem hast du dort in
der Wüste die wenigen Schafe gelassen? Ich kenne deine
Vermessenheit und deines Herzens Bosheit wohl; denn du bist
herabgekommen, dass du den Streit sehest!" 1.Sam. 17,28.
So wenig der Glaube sich selbst seine Aufgaben und Kämpfe
auf dem Schauplatz des öffentlichen Lebens sucht, so wenig
lässt er sie sich aber auch nehmen. Denn bisher sind in der
Geschichte noch nie große Aufgaben für das Ganze gelöst
worden, wo nicht die Männer, die sie zu lösen berufen waren,
von allen Seiten in ihren Aufgaben wären angefochten worden.
So erging es auch David. Als er sich mit jenen Männern
unterhielt, die ihm auf seine Frage hin mitteilten, was der
König dem versprochen habe, der diesen hohnsprechenden
Philister schlüge und diese Schande von Israel wälze, da
hörte dieses Davids ältester Bruder Eliab. Und er ergrimmte
und sprach zu David: "Warum bist du herabgekommen und wem
hast du die wenigen Schafe in der Wüste gelassen? Ich kenne
deine Vermessenheit wohl und deines Herzens Bosheit; denn
du bist herabgekommen, um den Streit zu sehen." Darauf
antwortete David nur: "Was habe ich getan? Ist es mir nicht
befohlen?" Und er wandte sich wieder zu den Männern, mit
denen er vorher gesprochen hatte.
In Eliabs Augen war das Gottvertrauen Davids Vermessenheit,
sein Kommen in das Heerlager Israels Herzensbosheit und
Pflichtvergessenheit. Hat man selbst erst wie Eliab die
innere Glaubenskraft verloren, dann hat man auch kein
richtiges Verständnis mehr für die Glaubenserfahrungen
anderer. Es ist das Unterscheidungsvermögen verloren
gegangen für das, was fleischliche Vermessenheit und was
gottgewirkter Glaubensmut ist, was aus eigenem Herzenstrieb
und was im Auftrage Gottes unternommen wird.
Glaubensschritte und Glaubenshandlungen sind immer wieder
nur von Glaubensmenschen verstanden worden. Denn der Glaube
erhält Aufträge und kennt Kraftquellen und erlebt Tröstungen,
die dem Unglauben ein unerklärliches Geheimnis bleiben.
Allein, das ist das Eigenartige an Glaubensmännern, dass sie
sich weder durch die Stärke des Feindes noch durch den
Unglauben und die Vorwürfe ihrer Brüder erschüttern und die
Aufgaben nehmen lassen, die Gott ihnen zum Heil anderer
anvertraut hat. Sie kommen nicht, ohne Auftrag von Gott zu
haben, sie gehen aber auch nicht, ohne Auftrag von Gott zu
haben. Nichts gibt dem Menschen im Kampfe und im Dienste
solche Entschiedenheit und Ausdauer, als das Bewusstsein,
dass man im Auftrage und in der Kraft Gottes handeln darf.