1Sam 15,30
D.Rappard
Saul sprach: Ich habe gesündigt, aber ehre mich doch
vor dem Volke!
1. Sam. 15,30.
Ein zweites Bild aus dem Alten Testament. Wieder
vernehmen wir den Ruf: ,,Ich habe gesündigt!" Und wieder
hat das Wort nicht den richtigen Klang. Denn es ist nicht die
S ü n d e, die den unglücklichen König betrübt, sondern es sind
die F o l g e n der Sünde, die ihn ängstigen. Ich habe wohl
gesündigt, sagt er, aber mache mich nur nicht zuschanden vor
dem Volke! - Sauls Sünde war der U n g e h o r s a m. Er
hatte Gottes Befehl im Feldzug gegen die Amalekiter nicht
völlig ausgerichtet, hatte wohl den Feind geschlagen, aber
nicht vertilgt.
Wir lernen hier zunächst, daß es unsere höchste Pflicht ist,
G o t t e s W i l l e n z u t u n. Gehorsam ist besser denn
Opfer. Ungehorsam ist Abgötterei. Wer jemals Gottes Stimme
in seiner Seele vernommen hat, prüfe sich in diesem Spiegel.
Ohne Zweifel wird es da heißen: Ich habe gesündigt. Aber
nun ist es überaus wichtig zu erkennen, daß die Sünde selbst
viel schlimmer ist als die Strafe, die sie nach sich zieht. Hätte
Saul dies verstanden und in wahrer Buße Vergebung gesucht,
so hätte er sicher Gnade gefunden. Er hätte wohl seine irdische
Strafe annehmen müssen, aber er wäre dem schrecklichen Schicksal
entgangen, von Gott verlassen zu werden.
Herr, öffne meine Augen, daß ich die Sündhaftigkeit der Sünde
erkenne und sie in jeder Form hasse und meide.