1Sam 15,24
A.Christlieb
David sprach: Ich habe gesündigt. 2. Sam. 12, 13
Saul sprach: Ich habe gesündigt. 1. Sam. 15, 24
Wir haben hier zwei Männer, welche die gleichen Worte
sprechen. Bei dem einen bewirken sie volle Entlastung,
Vergebung, Gnade und Frieden, bei dem andern Verwerfung.
Woran liegt das? Man könnte denken, weil beide ihre Sünde
anerkennen und eingestehen, müßte Gott auch beiden vergeben.
Scheint Gott nicht ungerecht, wenn er so verschieden mit den
beiden umgeht? - Nein, Gott ist nie ungerecht. Es liegt ein
wesentlicher Unterschied vor in den beiden Bekenntnissen,
obwohl der Wortlaut der gleiche ist. David erkennt
rückhaltlos seine Schuld an. Er beugt sich ohne Vorbehalt
unter die ganze Größe seiner Schuld und die ganze Schwere der
verdienten Strafe. Anders Saul. Er gibt wohl auch seine
Schuld zu, aber nur widerstrebend, weil er überführt ist. Er
sucht seine Schuld zu beschönigen und sie möglichst auf
andere abzuschieben. Er sagt: Wir hatten die gute Absicht,
dem Herrn ein Opfer darzubringen. Das Volk hat von dem Raub
genommen. Saul sucht sich selber rein zu waschen. Wohl
spricht sein Mund: ,,Ich habe gesündigt." Aber dabei
denkt er: Ich hab's doch nicht so schlimm gemeint! Der
Schlechteste bin ich noch lange nicht. Ich habe doch den
Befehl Gottes ausgeführt! - Vor Menschenaugen war Sauls
Schuld lange nicht so groß als Davids Schuld. Der hatte ja
einen Ehebruch und einen Mord begangen. Saul dagegen hatte
sich nur einen kleinen Ungehorsam zuschulden kommen lassen,
indem er den König und die besten Tiere der Amalekiter leben
ließ. Weshalb wird nun David begnadigt und Saul verworfen?
Davids Reue war echt. Rückhaltlos beugte er sich vor Gott
und bekannte in seinen Bußpsalmen seine Schuld offen vor
allem Volk. Saul dagegen suchte sein Ansehen vor den
Menschen zu retten und bat Samuel: ,,Ehre mich doch vor den
Ältesten!" - Ist unsere Buße aufrichtig?
C.H.Spurgeon
"Da sprach Saul zu Samuel: Ich habe gesündigt, daß ich des
Herrn Befehl und deine Worte übergangen habe." 1 Sam. 15, 24.
Hier haben wir den Charakter des aufrichtigen Mannes - des
Mannes, der nicht, wie Bileam, bis zu einem gewissen Grad
aufrichtig ist in zwei Dingen; sondern hier haben wir den Mann,
der gerade das Gegenteil ist - der nichts Hervorstechendes in
seinem Charakter hat, sondern der sich von den Umständen leiten
ließ. So war Saul. Samuel bestrafte ihn, und er sagte: "Ich
habe gesündigt." Aber er meinte nicht, was er sagte; er
entschuldigte sich mit der lügnerischen Ausrede: "Ich fürchtete
das Volk!" Saul fürchtete nie jemanden; er tat immer seinen
eigenen Willen - er war ein Despot. Unaufrichtigkeit war der
Hauptzug in seinem Charakter. Eines Tages ließ er David aus dem
Bett holen, um ihn, wie er dachte, zu töten; an einem anderen
Tag erklärte er: "Das sei ferne, daß ich dir, mein Sohn David,
etwas zuleide tun sollte." Bisweilen war Saul unter den
Propheten und dann wieder unter den Zauberinnen; bald war er
hier, bald dort, aber unaufrichtig in allem.
So gibt es viele Leute in unseren Christenversammlungen. Sie
stimmen sogleich mit allem überein, was man ihnen sagen mag.
Ihr Gewissen ist zart und gibt nach, sobald es berührt wird.
Kaum ist es aber verwundet, so heilt es alsbald wieder.
Sie haben - sozusagen - Herzen von Gummi, auf das man bei der
leichtesten Berührung einen Eindruck machen kann, der aber
nicht bleibt, weil es sogleich wieder in seine ursprüngliche
Gestalt zurückkehrt. Man kann solche Menschen zu allem bewegen,
aber sie sind nicht fest in ihrem Wesen und kehren bald wieder
zurück zu dem, was sie vorher gewesen sind. So manche bücken
sich mit ihrem Haupt und sprechen in der Kirche: "Wir haben
uns, o Gott, verirrt von deinen Wegen;" aber sie meinen das
nicht, was sie sagen. Manche kommen zu ihrem Seelsorger und
sagen: "Meine Sünden sind mir leid;" aber sie fühlen nicht,
daß sie Sünder sind, sie sagen nur so, um ihrem Geistlichen
zu gefallen. Manche weinen in der Kirche sehr bald, aber sie
bleiben die alten, unbekehrten Leute, nachher wie vorher. Ihr
Bekenntnis ist unaufrichtig. Bileam war groß in Allem, was er
tat, im Guten, wie im Bösen; aber Saul, im Vergleich dazu, war
klein in allen seinen Handlungen, so groß er auch war seiner
Körperlänge nach.