1Sam 1,17
J.Kroeker
Von den Kraftquellen unseres Glaubens.
"Eli antwortete ihr und sprach: Gehe hin mit Frieden!
Der Gott Israels gewährt dir deine Bitte, was du von
Ihm erbeten hast." 1.Sam. 1,17.
Erinnern wir uns an das Erlebnis einer Hanna, der Mutter
Samuels. Wir kennen ja ihren Schmerz, mit dem sie eines
Tages im Heiligtum vor Gott lag. Eli, der Hohepriester,
glaubte zwar, sie sei eine Trunkene. Als jedoch Eli zu ihr
sprach: "Lass doch den Wein von dir!" antwortete sie sehr
bestimmt: "Mein Herr, halte mich nicht für eine solche lose
Frau; ich habe mein Herz vor dem Herrn ausgeschüttet, und ich
habe bisher aus dem Kummer meines Herzens zu Gott geredet."
Worin bestand denn ihr Schmerz? Ja, ihr Leben war bis dahin
als Mutter in Israel unfruchtbar geblieben. Sie hatte zwar
allen Segen genossen, der ihr in der Mitte ihres Volkes
werden konnte. Auch war sie jährlich mit hinaufgezogen nach
Silo, um an den großen Festen Israels teilzunehmen. Ihr Mann
Elkana hatte ihr sogar bei den Opfermahlzeiten ein doppeltes
Teil gegeben. Ja, er hatte ihr sogar gesagt: "Bin ich dir
denn nicht mehr denn zehn Söhne?"
Und doch trug diese Hanna als echte Israelitin etwas in ihrem
Herzen, das wie eine Last auf ihrer Seele lag. Ihr Leben war
unfruchtbar geblieben. Was wäre aus einer Hanna geworden,
wenn sie in diesem ihrem unfruchtbaren Leben nicht neu Gott
erlebt hätte? Hätte die Geschichte später je einen Samuel
gesehen, wenn ihr Glaube auf dem Boden ihres unfruchtbaren
Lebens nicht neu Gott erlebt hätte? Gott erlebt hätte in
seinem Können und in seiner Kraft, wo seine göttlichen
Möglichkeiten alle unsere Unmöglichkeiten durchbrechen?
Hanna erlebte in ihrer Unfruchtbarkeit Gott. Daher empfing
ihr Glaube jene Kraft, fruchtbar zu werden, und sie schenkte
eines Tages dem ganzen Volke Israel jenen Samuel, von dem
bezeugt wird, dass auch nicht ein Wort von ihm auf die Erde
gefallen sei.
Wie kann ein unfruchtbares Leben fruchtbar werden? Wenn der
Glaube Gott erlebt in seinem Können und der Boden unserer
Ohnmacht der Schauplatz wird für das Wirken Gottes. Hat
nicht ein viel Späterer gesagt: "Wenn ich schwach bin, dann
bin ich stark?" Das sind Quellen der Kraft für unseren
Glauben, wo menschlicherseits die Vorbedingungen für
das Ersehnte und Erwartete fehlen. Da war die zagende
Exilgemeinde Israels, die da klagte: "Mein Recht geht an
meinem Gott vorüber?" Da war die irrende Hagar in der Wüste
mit ihrem verschmachtenden Knaben. Wir kennen das Vorgreifen
eines Abraham, der da glaubte, in eigener Kraft vollenden zu
sollen, was allein Gott in seiner Kraft zu geben vermag.
Hier nun die Hanna in ihrer Ohnmacht, ihrem Volke eine
wirkliche Frucht ihres Lebens zu schenken. Sie alle gewannen
neue Kraft des Glaubens, indem sie in den dunkelsten Stunden
ihres Lebens Gott erlebten.