Rt 2,12
D.Rappard
Du bist gekommen zu dem Gott Israels, daß du unter
seinen Flügeln Zuversicht hättest.
Ruth 2,12.
Ruth, die junge moabitische Witwe, kam auf wunderbaren
Wegen in das Land der Verheißung, wurde dort reich
gesegnet und sogar gewürdigt, eine Stammutter Jesu zu werden.
Was hat ihr diesen Segen eingebracht? Es ist ausgesprochen
in unserem Textwort. Sie war gekommen zu dem Gott Israels
und hatte unter seinen Flügeln Zuflucht gesucht und
gefunden. Ihre treue Anhänglichkeit an die schwergeprüfte
Naemi war verbunden mit kindlichem Vertrauen zu Naemis
Gott. Und solches Vertrauen wird nicht zuschanden.
Das ganze liebliche Buch Ruth ist voll zarter Hinweise
auf Gottes Führungen. Es fängt an mit Teuerung und Tod
und endet in eitel Freude und Segen. Auch heute klagt wohl
manche Witwe und Mutter: Nennt mich nicht mehr Naemi
(die Glückliche), sondern Mara (Bitterkeit); denn der
Allmächtige hat mich sehr betrübt. Aber der Herr kann das bittere
Leid versüßen und durch die herbe Arznei Heilung schaffen. Er
kann das tiefe Dunkel in helles Licht verwandeln. - Manche
fühlen sich vielleicht gerade beim Herannahen einer Festzeit
doppelt einsam, fremd und unverstanden. O, so nehmt eure
Zuflucht zu dem Gott Israels, der auch unser Gott und Heiland
ist. Bergt euch in ihn. Da f i n d e t i h r die Heimat.
Herr, zu Dir steht mein Vertrauen,
Daß kein Unheil mich erschreckt;
Mit dem Schatten Deiner Flügel
Sei mein wehrlos Haupt bedeckt.
Ch.Spurgeon
"Dein Lohn müsse vollkommen sein von dem Herrn, dem Gott
Israels, zu welchem du gekommen bist, um unter seinen Flügeln
Zuflucht zu nehmen!" Ruth 2,12
Welchen Lohn bekommen die, welche unter den Flügeln des Herrn
Zuflucht haben? Ich möchte darauf antworten, daß wir den
vollen Lohn bekommen an dem Tage, wenn wir diesen Körper
von Fleisch und Blut verlassen, das heißt in Christus
entschlafen, damit unser Geist allezeit bei dem Herrn sei.
In diesem Zustand werden wir schon vollkommene Glückseligkeit
genießen, aber ein noch vollerer Lohn wartet unser, wenn
der Herr wiederkommen und unseren Leib verklären wird.
Dann werden wir dem Herrn Jesus gleich sein. Diese
unaussprechliche Wonne ist der volle Lohn für die, welche
Zuflucht unter den Flügeln des Herrn gesucht haben. Es gibt
aber auch einen gegenwärtigen Lohn, und auf diesen bezieht
sich Boas. Mögen der Leiden und Trübsale, die der Gläubige
auf Erden durchzumachen hat, auch viele sein, so fehlt es ihm
in dieser Welt doch nicht an Lohn. Die Gottseligkeit hat
nicht nur die Verheißung des zukünftigen, sondern auch des
jetzigen Lebens. Wer zuerst nach dem Reich Gottes und nach
seiner Gerechtigkeit trachtet, dem werden auch alle anderen
Dinge zufallen. Wie werde ich von dem Herrn für mein
Vertrauen belohnt? Zuerst durch den tiefen Frieden des
Gewissens, den er mir geben wird. Könnte es wohl einen
besseren Lohn geben? Wenn jemand sagen kann: Ich habe
gesündigt, alle meine Sünden sind mir vergeben - ist solche
Vergebung nicht eine unaussprechliche Gabe? Meine Sünden
wurden auf Jesus gelegt, er trug sie hinweg, so daß sie auf
ewig hinweggetan sind und ich völlig freigesprochen bin. Ist
das nicht eine herrliche Versicherung? Das Herz, das durch
die Macht des Blutes Jesu Christi gereinigt wurde, erfüllt
eine tiefe Ruhe. Eine innere Stimme verkündigt ihm den
Frieden Gottes, und der Heilige Geist versiegelt diesen
inneren Frieden durch sein eigenes Zeugnis. Ruth gab durch
ihr Kommen zum Gott Israels alles auf, aber im Grunde gewann
sie alles. Ohne Aussicht auf Gewinn war sie Naomi gefolgt,
aber indem sie das tat, was vor Gott recht ist, fand sie den
Segen, der reich macht.