Ri 7,2
W.MacDonald
»Des Volkes, das bei dir ist, ist zu viel.« Richter 7,2
Jeder von uns hat eine unterschwellige Sehnsucht nach großen
Zahlen und eine Neigung, Erfolg anhand von Statistiken zu
bewerten. Es liegt eine gewisse Verachtung auf kleinen
Gruppen, während große Mengen Aufmerksamkeit und Respekt
hervorrufen. Wie sollte unsere Haltung auf diesem Gebiet
aussehen?
Wir sollten große Zahlen nicht verachten, wenn sie die Frucht
der Wirksamkeit des Heiligen Geistes sind. Das war der Fall
an Pfingsten, als über dreitausend Seelen auf einen Schlag in
das Reich Gottes kamen. Wir sollten uns über große Zahlen
freuen, wenn sie Ehre für Gott und Segen für die Menschen
bedeuten. Es sollte eigentlich ganz normal für uns sein, daß
wir uns nach großen Menschenmengen sehnen, die ihre Herzen
und Stimmen zur Anbetung Gottes erheben und mit der Botschaft
der Erlösung in die Welt hinausgehen.
Auf der anderen Seite aber sind große Zahlen schädlich,
wenn sie zu Stolz führen. Gott mußte Gideons Armee stark
reduzieren, damit Israel nicht sagte: »Meine Hand hat mich
gerettet!« (Richter 7,2) E. Stanley Jones (1884-1973,
amerikanischer Indienmissionar und Autor) sagte einmal,
wie verhaßt ihm »unser heutiges Gerenne nach Zahlen« sei,
da es nur »zu kollektivem Egoismus führe«.
Große Zahlen sind schädlich, wenn sie zu Abhängigkeit
von menschlicher Kraft statt vom Herrn führen. Das war
wahrscheinlich auch das Problem mit Davids Volkszählung
(2. Samuel 24,2-4). Joab spürte, daß die Motive seines
Königs nicht rein waren und protestierte - aber vergeblich.
Große Zahlen sind nicht wünschenswert, wenn wir, um sie zu
erreichen, unseren Standard absenken, biblische Grundsätze
kompromittieren, die Botschaft verwässern oder es an
gottgemäßer Zucht fehlen lassen. Wir werden immer
dahingehend versucht sein, wenn unser Herz auf große
Mengen statt auf den Herrn gerichtet ist.
Große Zahlen sind alles andere als ideal, wenn sie zum
Verlust enger Gemeinschaft miteinander führen. Wenn der
Einzelne in der Menge untergeht, wenn er fehlen kann, ohne
vermißt zu werden, wenn niemand seine Freuden und Leiden
teilt, dann ist der ganze Gedanke des Lebens als Leib
Christi aufgegeben.
Große Zahlen sind schädlich, wenn sie die Entwicklung der
Gaben im Leib hemmen. Nicht umsonst hat der Herr Jesus nur
zwölf Jünger ausgewählt. Eine große Menge wäre viel zu
schwerfällig gewesen. Es ist seit jeher ein allgemeiner
Grundsatz Gottes, durch das Zeugnis eines Überrestes zu
wirken. Er fühlt Sich von großen Mengen nicht besonders
angezogen oder von kleinen abgestoßen. Wir sollten uns nicht
großer Zahlen rühmen, aber auch nicht mit geringen Zahlen
zufrieden sein, wenn diese das Ergebnis unserer eigenen
Faulheit und Gleichgültigkeit sind.