Ri 6,16
S.Keller
Richter 6, 16: «Der Herr sprach zu ihm: Ich will mit dir
sein.»
Wenn diese zwei zusammenkommen: Der Wille Gottes und der
Wille des Menschen - was kann da nicht alles werden! Aber,
wenn ich über meine eigenen Erfahrungen nachsinne, steigt
mir manches Bild auf, wo ich ganz bei der Sache war und
in glühender Begeisterung Zeit, Geld, Kraft und Wohlsein
geopfert hatte, und es kam doch nicht viel heraus; ja,
ein paarmal weniger als nichts, denn ich hatte nur Ärger,
Enttäuschung und Schaden wie Schutt wegzuräumen von dem
Zusammenbruch meines Luftschiffes. Der Herr hatte seinen
Willen nicht verpfändet. Gegen Naturgesetze können wir nicht
anders kämpfen als durch höhere Naturgesetze; Gottes Willen,
wie er im niederen Geschehen des Alltags angedeutet wird,
steht uns so lang wie eine eherne Mauer entgegen, bis wir ihn
erkennen und tun. Dann, wenn er mit uns ist, geschieht alles
so anders, so geheimnisvoll und doch so offenbar gesegnet.
Darum liege ich vor seiner Tür und lausche, was er will.
Ist wirklich sein Wille mit einer Arbeit, einer
Selbstverleugnung, einem Opfer, dann zeigt sich's bald nicht
nur am äußeren Fortgang, sondern an der inneren steigenden
Freudigkeit und der deutlich meinem Geiste sich bezeugenden
Gewißheit.
Mein Herr und Gott, vergib mir meine eigenen Wege und gib
mir Licht für deine Wege. Wo du nicht mitgehen willst, da
laß mich das Haltesignal beizeiten erkennen. Gib mir ein
gehorsames Herz, dann kommt dein Segen von selbst. Amen.