Ri 1,19
A.Christlieb
Juda konnte die Kanaaniter in den Gründen nicht vertreiben
darum, daß sie eiserne Wagen hatten. Richter 1, 19
Kanaan lag erobert zu den Füßen Israels. Man hatte ein
herrliches Siegesfest gefeiert. Aber - in etlichen
Gebirgsgegenden und Talgründen hausten noch Kanaaniterreste,
an welche sich Juda nicht heranwagte, denn - sie hatten
eiserne Wagen. Wir kennen sie schon, diese Mordinstrumente,
an deren Speichen bei der Umdrehung der Räder weit
hinausragende Sichelmesser mit herumgingen und rechts wie
links die Menschen hinmähten. Josua hatte (Kap. 17) von
Israel nicht verlangt, daß Israel ohne Rücksicht auf eigene
Verluste die Kanaaniterreste sofort ausrotte. Wohl aber
bestand er darauf, daß Israel mit diesen Stämmen im
Kriegszustand bliebe und niemals Bündnisse oder gar
Eheschließungen mit ihnen einginge. Wenn das geschähe,
würden die Kanaaniter ihnen ,,zu Stricken und Netzen, zu
Geißeln in den Seiten und Stacheln in den Augen" werden. -
Ähnliches erleben wir als Christen. Wohl hat der Löwe aus
Juda den entscheidenden Sieg über uns gewonnen. Aber in den
tiefsten Herzensgründen stecken noch Kanaaniter, daß man
darob weinen möchte: tief eingewurzelte Lieblingssünden,
Eigenliebe, Unreinigkeit, Geldliebe, Genußsucht, Ehrsucht.
Da gilt es für uns, nicht mit diesen Dingen zu liebäugeln,
keine freundschaftlichen Beziehungen zu unterhalten, vielmehr
im Kriegszustand zu verharren! Nie vergesse ich, wie ich
unter den Briefen meines Vaters *) das demütige Bekenntnis
eines gesegneten Predigers las, der einen sittlichen Fall
getan und sein Amt hatte niederlegen müssen. Er schilderte,
wie diese Sünde in seinen Gedanken länger gewohnt habe, und
daß er nie geahnt habe, wie die Sünde einen plötzlich mit
solcher Wucht überfallen könne. Drum beten wir: ,,Herr, habe
acht auf mich und laß mich ritterlich den Kampf bestehen,
wenn Satan, Sünd und Welt mich stürmend überfällt, nicht
übergehen."
*) Prof. Christlieb in Bonn
Ch.Spurgeon
"Und der Herr war mit Juda, so daß er das Gebirge eroberte;
aber die Bewohner der Ebene vermochte er nicht zu vertreiben;
denn sie hatten eiserne Wagen." Richter 1,19
Die Männer Judas konnten die Einwohner des Gebirges
austreiben; aber sie vermochten nicht, die Einwohner des
Tales auszutreiben, weil sie eiserne Wagen hatten. Soweit
ihr Glaube ging, soweit ging Gott mit ihnen, und sie konnten
alles und jedes tun. Aber als sie verzagt überlegten, sie
könnten die Einwohner der weiten Täler nicht austreiben,
gelang es ihnen auch nicht. Sie waren bange vor diesen
Wagen, die zwischen den Felgen Stangen hatten, in denen
Lanzen befestigt waren, die sich ihren Weg durch die Krieger
hindurchschnitten und bei denen die Achsen der Räder mit
großen Sicheln versehen waren. Die Erfindungen waren neu und
verursachten einen panischen Schrecken. Deshalb verloren
die Männer Judas ihren Glauben an Gott und wurden feige.
Wenn sie an Gott geglaubt hätten und in seinem Namen
vorwärtsgegangen wären, würden die Rosse bald geflohen sein.
So taten sie es wirklich, als Gott seinem Volk Glauben gab.
Aber ihr Glaube war unvollkommen. Sie behielten zuviel
Selbstvertrauen. Hätten sie ihr Vertrauen auf Gott allein
gesetzt, wären diese eisernen Wagen nur Nullen in ihren
Berechnungen gewesen. Eiserne, feurige Wagen vermögen
durchaus nichts gegen einen allmächtigen Gott. Sie dachten
offensichtlich, daß in ihnen etwas sei. Ihre Macht ging
soweit, daß sie die Männer des Gebirges schlagen konnten,
aber nicht soweit, die Kavallerie in der offenen Ebene
anzugreifen, wo Raum war, sich hierhin und dahin zu wenden.
Nun, dies ist eure und meine Schwachheit. Wir nehmen
stillschweigend an, daß uns Gott bis zu einem gewissen Punkt
helfen kann. Heißt das nicht, daß wir uns selbst bis zu
diesem Punkt helfen können? Wenn dieser Glaube näher erklärt
wird, so birgt er ein gewisses Maß von Selbstvertrauen in
sich. Und dem Selbstvertrauen ist das Mißtrauen Gott
gegenüber am nächsten verwandt. Oh, daß wir einen Glauben
hätten, der alle Verheißungen annimmt und erwartet, daß Gott
sie erfüllen wird.