Ri 1,1
A.Christlieb
Nach dem Tod Josuas fragten die Kinder Israel den Herrn.
Richter 1, 1
Josua, der treue Gottesknecht war entschlafen. Israel steht
da ohne Führung. Eine kritische Lage. Man war gewohnt
gewesen, mit allen Anliegen zu Josua zu kommen. Wohl waren
Älteste vorhanden, aber keiner von ihnen war überragend
begabt, so daß er Josuas Nachfolger hätte werden können.
Da hat Israel als Volk von sich aus das rechte Verhalten
gefunden. Wir lesen: ,,Nach dem Tod Josuas fragten die
Kinder Israel den Herrn." - Und wir? Was wollen wir tun,
wenn wir unseren treuesten Ratgeber, den gottgeschenkten
Leiter unserer irdischen Welt, Vater oder Mutter, Mann oder
Frau verloren haben? Israel kann es uns lehren: Unsern
allerbesten und allertreusten Ratgeber, unsern stärksten und
sichersten Halt haben wir nicht verloren. Wir dürfen tun wie
Israel. Wir gehen in unser Kämmerlein und handeln nach Psalm
62, 9: ,,Hoffet auf Gott allezeit, liebe Leute, schüttet
euer Herz vor ihm aus!" - Vorbildlich sei für uns auch der
Umstand, daß Israel sogleich das noch unvollendete Werk
Josuas fortsetzt. Er hatte Kanaan erobert und auf Gottes
Befehl die in greulichen Sünden verderbten Kanaaniterstämme
ausgerottet. Diese Aufgabe war aber noch nicht vollendet.
In den Gründen und auf den Höhen des Gebirges lebten noch
starke Verbände götzendienerischer Heiden, die Israel
gefährlich werden konnten. Israels erste Tat nach Josuas
Tod war nun, Josuas Werk weiterzuführen. - Sind treue
Gottesmenschen von uns geschieden, dann ehren wir sie am
besten, wenn wir nicht nur ihre Gräber schmücken, sondern das
von ihnen begonnene Werk treu weiterführen. - Um diese
Aufgaben besser erfüllen zu können, schlossen die Stämme
Israels sich zu gemeinsamem Kampf zusammen. - Hier liegt ein
dritter Hinweis, wie man beim Sterben treuer Gottesmenschen
sich verhalten soll: Fester Zusammenschluß, daß einer dem
andern helfe, Sieg und gottgesetztes Ziel zu ererben.
Ch.Spurgeon
"Nach dem Tode Josuas fragten die Kinder Israel den Herrn und
sprachen: Wer von uns soll zuerst ausziehen, den Krieg gegen
die Kanaaniter zu beginnen?" Richter 1,1
Wir deuten oft Kanaan als ein Bild des Himmels und den
Jordan, durch den Israel zog, als ein Symbol des Todes. Das
ist poetisch und mag auch sehr lehrreich sein; aber wenn wir
die Sache einer sorgfältigen Erwägung unterziehen, sehen wir
noch mehr. Wenn das Neue Testament das Alte auslegen soll,
dann ist noch etwas anderes in dem Land, in dem Milch und
Honig fließen, zu sehen. "Wir, die wir glauben, gehen ein in
die Ruhe." Das heißt, alle, die an Christus glauben, sind
schon über den Jordan gegangen und in die verheißene Ruhe
gekommen. Sie leben unter der Herrschaft des Christus
innerhalb der Grenzen seines Reiches, und alles, was Gott
ihnen verheißen hat, gehört ihnen.
Dieses Bild stellt den gereiften Gläubigen dar, der durch
den ersten Wüstenabschnitt seines Lebens hindurchgegangen ist
und nun einen Stand erreicht hat, in dem er sich seiner
geistlichen Vorrechte wirklich erfreut und sich mit Christus
in die himmlischen Örter versetzt weiß. Für ihn ist indessen
der Stand hoher Vorrechte kein Stand ungestörter Ruhe, im
Gegenteil. Er führt einen beständigen Krieg "wider die
geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Regionen"
(Epheser 6,12). Die Kanaaniter müssen vertrieben werden:
unsere natürlichen Neigungen und Verdorbenheiten, unsere
sündigen Gewohnheiten und Lüste, der Hang und Trieb unseres
Geistes zum Bösen. Was Josua nicht tun konnte, wird unser
Herr Jesus vollständig ausführen.
Die Aufgabe Israels war, die verurteilten Völker, die im
Besitz des Landes waren, auszutreiben und vollständig
auszurotten. Josua, der heldenmütige Anführer, lebte nicht
mehr. Wer sollte nun die Führung haben? Die Macht der
Kanaaniter wurde zu seiner Zeit gebrochen, aber als er
tot war, begannen die alten Völker wieder aufzuleben.
So erfahren auch wir oft, daß unsere Sünden, die wir schon
tot glaubten, plötzlich neuen Mut fassen und versuchen, ihre
Herrschaft wieder aufzurichten.