Josua

Jos 7,13 A.Christlieb Also spricht der Herr, der Gott Israels: ,,Es ist ein Bann unter dir, Israel. Darum kannst du nicht stehen vor deinen Feinden." Josua 7, 13

Jericho liegt besiegt am Boden. Kundschafter melden, daß in der Nähe die kleine Stadt Ai liege. Zu ihrer Eroberung brauche man nicht das ganze Volk zu bemühen. 3000 Mann genügten vollständig. Die Abteilung zieht - siegesbewußt - aus und wird jämmerlich in die Flucht geschlagen. Tiefes Entsetzen befällt Israel. Wenn diese Kunde sich verbreitet! Wenn alle Kanaaniter sich zusammenrotten! Israels Mut schlägt um in Verzagtheit. Und Josua? - Ein weltlicher General hätte die Offiziere der geschlagenen Abteilung vor ein Kriegsgericht gestellt, sie degradiert oder erschießen lassen. Und Josua? Er wirft sich mit den Ältesten Israels nieder vor Gott. Er bleibt bis an den Abend liegen im Staube. Er fleht um Aufdeckung der Ursache für die Niederlage. Und Gott antwortet: Es liegt ein Bann auf Israel." E i n Israelit hat sich an dem ,,verbannten" Gut vergriffen. Daher die ganze Not. - Gestärkt und getröstet steht Josua vom Boden auf. Nach Gottes Anweisung leitet er die Entdeckung des Übeltäters ein durch das Los. Der Stamm, das Geschlecht, die Sippe, das Familienhaupt wird getroffen, und überwältigt von dieser wunderbar herbeigeführten Entdeckung gesteht Achan: ,,Ich sah einen köstlichen babylonischen Mantel, 200 Silberlinge und eine Stange Gold. Des gelüstete mich, und ich nahm es." - Der Sünder wird samt seiner Familie, die wohl ein Mitwissen hatte, hingerichtet. Der Bann ist beseitigt, Gott gibt wieder Sieg. - Läßt Gott dich Niederlagen erleben und Demütigungen? Schimpfe nicht auf die widerlichen Verhältnisse und die törichten Menschen. Wirf dich in den Staub vor Gott, nicht nur für fünf Minuten. Nein, ,,bis an den Abend" (V. 6). - Tiefere Aufdeckung eines Schadens, der Gottes Wohlgefallen hindert, ist Gnade. Dann folgt auch wieder Sieg.





A.Christlieb Es ist ein Bann unter dir, Israel. Josua 7, 13

Die Folgen davon, daß ein Bann auf Israel lag, waren weithin sichtbar. Die Ursache selber war tief verborgen. Kein noch so klares, tiefes, weisheitsvolles Sinnen und Suchen hätte den Bann aufdecken können. Es gab dafür nur einen Weg: Josua ging in das Heiligtum, das Gebetskämmerlein. Licht von oben mußte in die Finsternis hineinleuchten! - Das wollen wir uns auch merken, wenn wir mit solchen Nöten zu tun haben. Es hilft uns dann nichts, die Folgen des Bannes zu bejammern. Wir müssen Gott bitten, die tiefen, verborgenen Ursachen aufzudecken. Gottes Geist allein kann uns Licht geben. - Ich kannte einen jungen Mann, der wegen seiner Unzuchtssünden ins Zuchthaus kam. Da bekannte er, daß eine schwere Lüge, die wie ein Bann auf ihm gelegen habe, der Anfang seiner Sündenwege gewesen sei. Der Bann kann, menschlich gesehen, eine Kleinigkeit sein. Was Achan gestohlen, war im Verhältnis zu all den Schätzen Jerichos verschwindend wenig. Aber die Menge tut es nicht! Eine Lüge, ein Diebstahl, falsche Stellung zu den nächsten Verwandten oder zu Hausgenossen kann Bann bewirken. Bei anderen ist es die unsaubere Phantasie, schlechte Lektüre, ein unerlaubtes Verhältnis, was die Ursache für all die Niederlagen im Kampf gegen die Sünde ist. Jeder Groschen, jede Mark, auf unlautere Weise gewonnen, kann einen Bann auf dich bringen. - Liegt nicht in einer Ecke deines Herzens versteckt der babylonische Mantel der Eitelkeit, die Silberstücke oder der Goldbarren des Geizes, der Habgier? - Wer aus dem Bann seiner Sünde heraus will, für den gibt es nur einen Weg: Ehrliches Bekenntnis vor Gott und wo es not tut, auch vor Menschen. Aller Bann ist verbunden mit Heimlichkeit und Finsternis. Wer ehrlich alles ans Licht bringt, wer wieder ausliefert, was er zu Unrecht genommen, dem kann Gott auch nach seiner Niederlage wieder Sieg und Heil schenken.





D.Rappard Es ist ein Bann unter dir, Israel, darum kannst du nicht stehen vor deinen Feinden, bis ihr den Bann von euch tut. Jos. 7,13.

Israel hatte Gottes Wunderhilfe in reichem Maße erfahren. Die hohen Mauern Jerichos waren gefallen, und nun sollte es von Sieg zu Sieg gehen. Statt dessen geschah die Niederlage vor Ai, und tiefe Mutlosigkeit erfaßte das Herz des Volkes und seines tapferen Führers. Da kam das Wort des Herrn zu Josua: Es ist ein Bann in dir, Israel; darum kannst du nicht siegen. Nicht sollst du verzagend am Boden liegen; das hilft dir nicht. Tue den Bann hinweg!

O, wie oft hat sich diese Geschichte wiederholt im Leben Einzelner und in ganzen Gemeinden! Es ist ein Stillstand eingetreten. Es ist kein Sieg mehr da. Man erfährt keine Gebetserhörungen mehr. Die Freude ist dahin. Sollte es nicht auch hier zutreffen: Es ist ein Bann da? - Mancherlei kann ein Bann sein: ein unrecht erworbenes Gut, eine nicht bekannte und darum nicht vergebene Sünde, ein wissentlicher Ungehorsam, eine fortgesetzte Unversöhnlichkeit, ein dem Tod nicht ausgelieferter Neid, eine trotz innerer Mahnung gepflegte Eitelkeit. Gilt etwa mir das ernste Wort? Dann auf, o Seele! Tue den Bann hinweg! Brich mit der Sünde! Bist du wieder mit deinem Gott verbunden, dann ist dein der Sieg.

Herr, habe acht auf mich, Trifft vom verborg'nen Bann Dein Aug' noch etwas an, Herr, das zerstöre.





J.Kroeker Vom Versagen unseres Glaubens.

"Stehe auf, und heilige das Volk, und sprich: Heiliget euch auf morgen. Denn also sagt der Herr, der Gott Israels: Es ist ein Bann unter dir, Israel; darum kannst du nicht stehen vor deinen Feinden, bis dass ihr den Bann von euch tut." Jos. 7,13.

Unserem gegenwärtigen Josua, Christus, ist es in den letzten Jahrzehnten gelungen, viele seiner Glieder in eine tiefere und reinere Gemeinschaft mit sich selbst und dem Vater zu führen. Kräfte des Lebens sind durch die Wirkungen des Heiligen Geistes dem Volke Gottes erschlossen worden, die man früher vielfach nicht besaß. Weit mehr, als man es bis dahin getan, hat man angefangen, aus der Fülle Christi zu nehmen Gnade um Gnade. Viele haben sich durchgerungen zu einem geweihteren Leben, zu einem bewussten Wandel im Geist und zu einem Dienst, der Frucht bedeutet für Gott.

Und doch, ist es nicht wieder in weiten Kreisen unheimlich stille geworden? Sind nicht Gebiete betreten worden, wo unsere Brüder im Kampf gefallen sind und nicht stehen konnten vor der Macht des Feindes? Wer Fühlung hat mit den verschiedenen Kreisen der Gläubigen, der sieht die Herzen, die zerschmolzen sind wie Wasser, und hört die Sprache der Knechte Gottes, die vor dem Herrn im Staube liegen und seufzen: "O wären wir doch jenseits des Jordans geblieben!"

Aber als Josua in seiner Mutlosigkeit ausgeredet hatte, da fing der Herr an zu reden. Er hob einmal den Schleier und deckte den wahren Grund der Niederlage des Volkes auf. Israel hatte in der Person Achans gestohlen, von dem Verbannten genommen und es verheimlicht. Obgleich nur eine Seele gesündigt hatte, so wurde doch das ganze Volk in Mitleidenschaft gezogen. Gott behandelte das Volk als ein Ganzes, und man lernte verstehen: "Wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit!" 1)

Nie gehen auch in unseren Tagen die Sünden der Einzelnen an dem Ganzen vorüber. Wir fühlen alle mehr oder weniger den Druck, der vielfach um der Sünde einzelner willen auf der ganzen Gemeinde Gottes liegt. Als Glieder des einen Leibes, von dem Christus das Haupt ist, empfinden wir die Zuckungen, die durch den ganzen Körper gehen, wenn irgendwo ein Glied schwer erkrankt ist. Durch Einen Geist sind wir zu Einem Leibe getauft worden und tragen nun mit, nicht nur an den Freuden und Segnungen, sondern auch an den Lasten und Pflichten des Ganzen 2).

Als in den Tagen Josuas erst durch den Herrn enthüllt werden konnte, warum Israel nicht vor dem kleinen Städtchen Ai stehen konnte, da wurden in Achan die Person und in dem Gestohlenen die Dinge hinweggetan, die sich als ein Hindernis für Israels Siegesleben erwiesen hatten.

1) 1.Kor. 12,26. 2) 1.Kor. 12,13.