5Mo 34,1
A.Christlieb
Und Mose ging auf den Berg Nebo. Und der Herr zeigte ihm das
ganze Land. 5. Mose 34, 1
Moses' letzte Gesellschaft! Ganz allein stieg er auf den
Berg Nebo. Kein Verwandter begleitete ihn auf seinem letzten
Gang, auch nicht sein treuer Diener Josua. Dennoch hatte er
die herrlichste Gesellschaft. Der Herr selber war ihm nahe.
- Es kommt in unserem Leben der Tag, wo auch die liebste und
beste Gesellschaft uns verläßt. Unsere nächsten Freunde und
Angehörigen mögen uns wohl bis a n das Tal der Todesschatten
geleiten, aber nicht h i n e i n und h i n d u r c h ! In
solcher Stunde fragt es sich, ob Moses Gesellschaft die
unsrige ist. - Im Westerwald lag ein einsamer, treuer Bruder
auf dem Sterbebett. Sein weltlich gesinnter Nachbar besuchte
ihn und sprach einige Worte des Bedauerns aus über die
mangelnde Pflege und die Einsamkeit des Kranken. Da richtete
sich der Sterbende auf und sprach: ,,Was sagst du da,
Nachbar? Du meinst, mir fehle Pflege und Gesellschaft? Wenn
du wüßtest, welch herrliche Gesellschaft mich umgibt, du
würdest mich nicht bedauern!" Und dann rühmte er die treue,
herrliche Gemeinschaft dessen, der alle Tage bei ihm war und
ihn auf dem letzten Gang nicht allein ließ. - Sterbende
mögen nicht jeden bei sich haben. Sie brauchen jemanden, der
sie versteht und ihre Bedürfnisse kennt. Niemand versteht
und kennt uns so, wie der Herr selber. Wohl allen, die sich
beim letzten Gang seiner Gemeinschaft freuen und mit David
sprechen können: ,,Und ob ich schon wanderte im Tal des
Todesschatten, fürchte ich kein Unglück, d e n n d u b i s t
b e i m i r (Ps. 23, 4). - Mose hat diese Gesellschaft
nicht erst in seiner letzten Stunde gesucht. Schon vor
vielen Jahren hatte er die herrliche Wahl getroffen, ,,lieber
mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche
Ergötzung der Sünde zu haben" (Hebr. 11, 25). - Seine Wahl
hat ihn nicht gereut. Er hatte den bei sich, in dessen
Gegenwart der Tod seine Schrecken verliert.