5Mo 4,9
S.Keller
5. Mose 4, 9 - 10: «... Und sollst den Tag kundtun, da
du vor dem Herrn, deinem Gott, standest ...»
Es gibt solche Tage in unserem Leben. Sie mögen bei den
verschiedenen Menschen verschieden sein - aber ganz ohne
solche Tage dürfte schwerlich ein Menschenleben verlaufen.
War es eine große Lebensgefahr, ein Augenblick, da man sich
an den Rand des Grabes gestellt sah, oder eine so
überwältigende Freude, daß man erschüttert bekannte: "Du bist
mir zu groß und zu herrlich" - wenn wir nur das Bewußtsein
davon hatten, daß wir zu einem besonderen Zwecke Gottes Nähe
also deutlich zu spüren bekamen. Nachher solche Eindrücke
verleugnen wollen oder sich den Vorgang natürlich erklären,
statt daß man kund getan hätte, was man von ihm erlebt, ist
eine Herausforderung Gottes. Der im Heiligtum wohnt, tritt
aus seiner Verborgenheit vor den Ungläubigen sowieso nicht
hervor. Sollte da nicht unser Herz und Mund widerklingen von
seinem Lobe, daß er so Großes an uns getan? Wer aber solche
Erfahrungen sich zum Segen gemacht hat, der wird immer mehr
von Gottes Tun und Nähe in den Unscheinbarkeiten des Alltags
spüren, bis sein ganzes Herz diesen Charakter annimmt: Tage,
da ich vor Gott stehe! Und zwar nach beiden Seiten hin:
sowohl was das Erkennen seines Fingers im Erleben, als was
den Ernst unseres Wandels vor seinen Augen anlangt.
Herr, unser Gott, lehre uns erkennen deine Winke und Wege,
und dann mach uns eifrig, dir gehorsam zu werden. Aber dann
laß uns auch, wenn wir dich erlebt haben, nicht schweigen von
deinem Tun. Dein sei das Tun, unser das Echo davon! Amen.