5Mo 3,26
S.Keller
5. Mose 3, 26: «Laß genug sein, sage mir davon nicht mehr.»
Lieblingskinder, Lieblingswünsche, Lieblingsgebete - wer
unter seinen Heiligen spürt nicht bei solchen Überschriften,
daß das ganze Kapitel nicht ganz echt ist? Da ist ein
Stückchen des alten Eigenwillens in frommer Kleidung mit
hineingeschlüpft ins Heiligtum und macht sich dort breit.
Also, weil wir solche Lieblinge unter unsern Gebetswünschen
lieber haben, als alle andern Kinder unseres Glaubens - weil
es unserem alten Ich schmeicheln und unser Gefühl streicheln
würde, wenn wir gerade so etwas bekämen, soll der Herr ein
Auge zudrücken und eine Art Unrecht gutheißen? Er ist ja
sonst großartig in Kleinigkeiten, die er bloß zum Schmuck
des Lebens auf unseren Weg streut. Aber bestechen läßt
er sich von seinen liebsten Kindern nicht, ihnen etwas
Selbstsüchtiges durchzulassen oder gar es zu krönen mit
Erfolg und Segen. Denke einmal heute darüber nach, wie weise
er im Versagen deiner Wünsche gewesen ist. Dann wirst du
nicht so betroffen zusammenfahren, wenn es wieder bei einer
besonderen Fürbitte heißt: Laß genug sein; sage mir davon
nicht mehr. Würden wir hellhörig das leiseste Abwinken
herausmerken, wären wir in manche Enttäuschung und Demütigung
überhaupt nicht gekommen.
Herr, öffne uns die Augen und Ohren des Herzens, daß wir
schnell erkennen, wohin der Pfeil deiner Willensrichtung
weist, damit wir nicht Absagen erleben und Gebetskraft
vergeblich vergeuden. Zeige uns, was du willst, und dann
hilf uns in dieser Richtung. Amen