4Mo 21,9
D.Rappard
Mose machte eine eherne Schlange und richtete sie
auf zum Zeichen, und wenn jemanden eine Schlange
biß, so sah er die eherne Schlange an, und blieb leben.
4. Mos. 21,9.
Das alte Testament weist in klaren Zügen auf das Neue
hin. Nicht nur im Opferkultus, sondern in den Führungen
Gottes mit seinem Volk und mit einzelnen, sehen wir Vorbilder
und Schattenrisse des Vollkommenen, das da kommen sollte.
Auf die Erhöhung der ehernen Schlange hat der Herr
Jesus selbst hingewiesen als auf ein Gleichnis seines
Kreuzestodes zu unserem Heil.
Wie die Israeliten in der Wüste, so sind auch wir tödlich
verwundet, gebissen und zernagt von der alten Schlange, dem
Satan. Wie dort eine Schlange, das Ebenbild des Verderbens,
auf einem Panier erhöht wurde, so ist unser Mittler und
Versöhner am Kreuz für uns ,,z u r S ü n d e g e m a c h t"
worden (2. Kor. 5, 20). Wie der im Gehorsam zur ehernen Schlange
erhobene Blick des Sterbenden ihm Leben und Gesundheit gab,
so ist es der Glaubensblick auf den gekreuzigten Heiland, der
dem Sünderherzen Vergebung, Heilung, ja ein völlig neues
Leben bringt. Wer Jesus am Kreuze im Glauben erblickt, wird
heil zu derselbigen Stund'. Ach, daß so viele dieses schlichte
Wort vom Kreuz verschmähen! Den einen ist es ein Ärgernis,
den andern eine Torheit. Uns aber, die wir selig werden, ist es
eine Gotteskraft.
Lamm Gottes, Deinen Wunden
Verdank ich's Tag und Nacht,
Daß sie den Weg gefunden,
Der Sünder selig macht.
Ch.Spurgeon
"Da machte Mose eine eherne Schlange und befestigte sie an
das Panier; und es geschah, wenn eine Schlange jemanden biß
und er die eherne Schlange anschaute, so blieb er am Leben."
4. Mose 21,9
Könnt ihr euch vorstellen, wie Mose dastand und mit aller
Macht rief: "Seht!"? Seht ihn, wie er mit der Rechten die
Stange mit der Schlange ergreift und emporhebt und sie wie
ein Panier durch das Lager trägt. Wie er mit dem Finger
deutet, wie Hand, Augen, Mund, Fuß und jeder Teil seines
Körpers spricht und das arme gebissene Israel mit aller Macht
anfleht und drängt: "Schaut!" Ihr könnt euch ausmalen, wie
Menschen sterbend übereinanderfallen, die Schlange anschauen
und dann doch wieder aufleben.
Vielleicht war einer unter ihnen, der nicht aufschauen
wollte; er verschloß hartnäckig seine Augen, und als die
eherne Schlange an ihm vorübergetragen wurde, da wollte er
sie nicht sehen. Da liegt der Elende, die Panierstange steht
vor ihm, und doch will er nicht hinsehen. Er hält seine
Augen mit aller Kraft und Leidenschaft geschlossen, damit
sie nicht die Schlange sehen und er geheilt wird! Ach, viele
wollen nicht zu Christus kommen. Sie verwerfen die Predigt
des Evangeliums.
Gewiß waren auch manche da, welche bei den Ärzten Hilfe
suchten. "Auf die eherne Schlange schauen?" sagten sie
spottend. "Das tun wir nie! Herr Doktor, kommen Sie
hierher! Bringen Sie Ihren Balsam mit." Handeln nicht viele
auch heute noch ebenso? Sie sagen: "Ich will nicht an
Christus glauben. Ich will versuchen, tugendhaft zu leben,
ich will mich bessern und alle Vorschriften der Bibel
befolgen. Ich kuriere mich selbst und habe den gekreuzigten
Jesus nicht nötig!" Diese sich schnell verflüchtigende Salbe
jedoch wird die tödliche Verwesung in deinem Innern nicht
aufhalten können.
Wie viele täuschen sich mit solchen Vorstellungen und richten
sich selbst zugrunde, obwohl das Evangelium offen vor ihren
Augen auf einem Panier aufgerichtet ist, so daß wir uns über
ihre Blindheit nur wundern können.