4Mo 21,4
S.Keller
4. Mose 21, 4: «Das Volk ward verdrossen auf dem Wege.»
Verdrossenheit! Wer kennt diese Seelenlähmung nicht, die
auch die stärksten Muskeln schwach und die fleißigsten
Arbeiter müde und die hellsten Tage finster macht. Merken
wir an uns solche Stimmung, dann müssen alle Register
gezogen werden, um den üblen Gast so schnell als möglich zu
verscheuchen. Zuerst erinnere dich des Guten, was der Herr
schon an dir getan und hole deinen Dank nach. Dank wirkt auf
Verdrossenheit wie Wasser auf Feuer. Ist der Sieg noch nicht
völlig erfochten, so hole das verkannte Mädchen, die blasse
christliche Hoffnung, heraus und setze sie in die Sonne
deines Interesses. Sie wird dann anfangen zu lächeln und dir
manches erzählen von dem Großen, was noch bevorsteht, wenn es
keine Nervenspannung und - keine Sünde mehr gibt. Und dann
springe auf und gehe mit der andern starken Schwester, der
Liebe, draußen an die Arbeit: Besuche Arme, Kranke, Elende,
deren Anblick deine Selbstbemitleidung erstickt und dich
anregt, ihnen eine nennenswerte Freundlichkeit zu erweisen.
Dann wird dir der Gedanke wieder eine Macht werden: Was mein
Gott von mir erwartet, ist im Augenblick dringender, als was
ich an Glück vermisse.
Herr Jesu, laß uns nicht durch Entmutigung schwach und
schlecht werden. Dazu ist jede Stunde zu schade, die wir
drüber verlieren. Die Arbeit wartet draußen auf uns. Herr,
gib uns Feuer, Leben und Liebe, daß unser Dienst für dich
sei, wie Jakobs Dienst um Rahel. Amen.
C.H.Spurgeon
Saure Trauben.
»Und die Seele des Volkes wurde ungeduldig auf dem Wege.«
4. Mose 21, 4.
"Ungöttliche Menschen sind zu ungeduldig, um auf dauernde und
ewige Freuden zu warten, sondern haschen nach den Freuden - wie
solche, die nicht warten können, bis die Trauben reif sind, und
sie deshalb sauer und grün essen."
Freude liegt hauptsächlich in der Hoffnung, und doch wollen
manche Menschen der Hoffnung keinen Raum geben, in dem sie
wachsen kann: es muß jetzt oder nie sein; alles heute; und
morgen mag hungern. Im Geschäft tun die Leute ihr Geld aus
und versagen sich den Gebrauch desselben, damit es, nach
einer Weile, vermehrt zu ihnen zurückkehre; aber fleischliche
Menschen wollen immer den Vogel in der Hand haben und können
nicht warten auf künftige Freuden.
Doch sind diese hastigen Freuden nicht befriedigend. Der Mensch
wurde nicht gemacht, um seinen Himmel auf der Erde zu finden,
und kann es auch nicht, selbst wenn er danach strebt. Die
Trauben, welche so vor der Zeit gepflückt werden, verursachen
binnen kurzem eine Pein im Herzen und ein Nagen in der Seele.
Wir sind nicht bereit für die Fülle der Freude, und die Freude
ist nicht bereit für uns. Wir sind weise, wenn wir uns auf
ewige Seligkeit durch gegenwärtige Heiligkeit vorbereiten und
glauben, daß Der, welcher uns für den Himmel bereit macht, den
Himmel für uns bereit macht. Dies ist der sicherste Weg zur
Befriedigung der Gegenwart, die wir immer in sorgfältigem
Gehorsam gegen den göttlichen Willen von Tag zu Tag finden
müssen, und in einer gläubigen Erwartung der Herrlichkeit, die
offenbar soll werden.
O Du, der Du "der Gott der Hoffnung" bist, verleihe, daß
wir durch die Hoffnung, die Du in uns gewirkt hast, täglich
gereinigt und frei von der Befleckung der gegenwärtigen bösen
Welt werden.
(Th.Manton)