4Mo 16,3
J.Kroeker
Von Korah und seinem Fall.
"Und Korah mit seiner Rotte versammelten sich wider Mose
und Aaron und sprachen zu ihnen: Ihr beansprucht zu viel;
denn die ganze Gemeinde ist heilig und der Herr ist unter
ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?"
4.Mose 16,3.
Die ganze Erhebung schien sich auf einer grundlegenden
Wahrheit aufzubauen. Gott hatte vom ersten Augenblick seines
Eingreifens das ganze Volk stets als eine heilige Einheit
behandelt und Israel wiederholt als seinen Sohn, als seinen
Erstgeborenen, bezeichnet. Bei der Sinaioffenbarung hatte
Er nicht weniger klar betont, dass künftig die gesamte
Lagergemeinde Ihm als Eigentumsvolk geweiht sein und ein
Königreich von Priestern bilden solle. Korah mit seinen
Verbündeten stellten sich mithin auf diesen ursprünglich von
Gott geschaffenen Boden, als sie von dem Gesamtvolk sagten:
"Die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig und unter ihnen ist
der Herr."
Aus seiner Empörung gegen Mose und Aaron geht aber sehr klar
hervor, wie wenig Korah all die bisherigen großen innerlichen
Vorgänge in der Mitte der Gemeinde verstanden hatte. Ihm war
entgangen, dass Mose als Prophet und Dolmetscher Gottes und
Aaron als Priester mit dem Opfer am Altar zu einer dauernden
Notwendigkeit erst auf Grund der innerlichen Einstellung der
Gesamtgemeinde Israels geworden waren.
Denn weder war die Gesamtheit in ihren einzelnen Gliedern
bereits heilig und machte den Priesterdienst überflüssig,
noch war das ganze Volk Prophet, indem es gelernt hatte, sein
Ohr an den Mund Gottes zu legen. Obgleich als Gesamtheit von
Gott für solch eine Prophetenstellung und solch einen
Priesterdienst innerhalb der Völkerwelt erwählt und berufen,
waren es bisher doch immer nur wenige unter den vielen
gewesen, die im Geiste ihrer göttlichen Berufung lebten.
So ergab sich denn aus der Sonderstellung Mose und Aarons
zum Herrn ungesucht und ungewollt auch eine entsprechende
Sonderstellung in der Mitte ihrer Brüder. Korah und seinen
Gesinnungsgenossen fehlte jedoch jedes Verständnis für solche
Geistesordnung im Reiche Gottes.
Das war religiöser Revolutionsgeist innerhalb der Kirche
Gottes, der auf Grund prinzipieller Wahrheiten des
Gottesreiches und unter dem Schein der Vertretung der
Interessen der Gesamtheit dennoch nur die Befriedigung der
eigenen Selbstsucht suchte. Es zeigte sich in Korah jene
hässliche Seele auf geistlichem Gebiete, die sich vor der
Öffentlichkeit den Schein der Rechtgläubigkeit und der
Orthodoxie gibt, um jenen Segen zu gewinnen, der anderen
ungesucht allein aus ihrer Hingabe an ihre göttliche Berufung
und aus ihrem priesterlichen Dienste unter dem Volke werden
konnte.