4Mo 12,4
J.Kroeker
Von Aarons und Mirjams Fall.
"Da sprach der Herr plötzlich zu Mose und zu Aaron und
Mirjam: Gehet ihr drei zur Stiftshütte hinaus. Da gingen
sie alle drei hinaus." 4.Mose 12,4 f.
Als der Streit sich nicht legte, rief der Herr eines Tages
die drei Geschwister in seine Gegenwart: "Tretet ihr alle
drei hinaus zum Offenbarungszelt!" Dort hatte Er ihnen etwas
zu sagen. Hatten sie Gott in Moses bisheriger Lebensführung
nicht verstanden, so sollten sie Gott verstehen lernen in
heiliger Stille am heiligen Orte. Wie mancher würde auch
in unseren Tagen seine Brüder besser verstehen lernen, wenn
man weniger über denselben reden, sondern Gelegenheit suchen
würde, Gott über den Bruder reden zu hören. Mancher Kampf in
der Gemeinde Christi würde sich dann sehr schnell legen und
in brüderliche Gemeinschaft und in gemeinsame Dienste
übergehen.
Als Mirjam und Aaron hinausgegangen waren und mit Gott allein
blieben, sprach der Herr aus der Wolkensäule zu ihnen: "Höret
doch meine Worte!" Sie hatten geglaubt, Gottes Wort gehört zu
haben und sie hatten in dieser Angelegenheit sich selbst und
ihr eigenes Wort gehört. Wie oft war das bisher auch in der
Geschichte des Reiches Gottes der Fall, dass man eigenes Wort
für Gottes Wort, eigenes Urteil für Gottes Urteil hielt. Man
verteidigte das Wort und glaubte dadurch Gottes Gedanken und
Gesinnung zu vertreten, und man verteidigte in dem Wort nur
seine eigene Gesinnung.
Wie anders lautete das Urteil, das der Herr über seinen
Knecht hatte: "Wäre er ein Prophet, so würde Ich im Gesicht
mich ihm kundtun, im Traum zu ihm reden. Nicht also mein
Diener Mose; mit meinem ganzen Hause ist er vertraut; von
Mund zu Mund rede Ich zu ihm, von Angesicht zu Angesicht und
nicht in Rätseln, und er darf die Gestalt Gottes schauen."
Schöner ist der Umgang eines Menschen mit Gott noch niemals
geschildert worden. Aber es waren nicht nur Worte, die Worte
drückten das vertraute Verhältnis eines Mose zu Gott und
Gottes Verhältnis zu seinem Knechte aus. Drei Dinge sind
es, die Gott in der Glaubensstellung eines Mose hervorhebt:
Vertrautheit im Haushalt Gottes, Unmittelbarkeit im Umgang
mit Gott und ungetrübtes Schauen der Gestalt, der
Lebensäußerungen Gottes.
Ein Vertrautsein mit dem Haushalt Gottes gewinnt man aber nur
durch genaue Bekanntschaft mit ihm. Moses Leben war zu einem
Wohnen im Hause Gottes geworden. Durch den dauernden Umgang
mit Gott war er vertraut geworden mit dessen Plänen und
Absichten, mit dessen Gesetzen und Kräften, mit dessen Liebe
und Gnade.