3Mo 10,3
S.Keller
3. Mose 10, 3: «Ich erzeige mich heilig an denen, die mir
nahe sind.»
Das Gericht muß anheben im Hause Gottes. Unser Gott sieht
seinen Kindern nicht durch die Finger. Je näher wir wirklich
zu ihm stehen, desto ernster nimmt er es mit uns, unserer
Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit. Es hat uns diese
peinliche Schärfe schon oft schmerzlich genug getroffen.
Neben uns konnten andere sich, wer weiß was für Schwindeleien
und Betrügereien ungestraft erlauben; sobald wir aber nur in
irgendeiner nebensächlichen Kleinigkeit übertreiben oder
unter besonderen Umständen gereizt geredet hatten, schlug der
heilige Gott uns schmerzlich und spürbar genug auf die Hände.
Läßt denn derselbe Gott, der die Gottlosen aus Gnaden gerecht
macht, seinen Kindern nichts durch? Nein, sie müssen das
Unrecht, auch wenn es sie gering dünkt, als solches erkennen,
bereuen und sich vergeben lassen. Er will seine heilige
Liebe nicht zum Zudecken von Unlauterkeiten benutzen lassen.
Je näher zu ihm, desto heller das Licht; desto schärfere
Kontrolle. Sollen wir uns dann weiter weg von ihm stellen,
um mehr Platz für Untreuen zu gewinnen? Nein, bleiben wir so
nah als möglich bei ihm und geben aus dem verzehrenden Feuer
seiner Heiligkeit hin, damit einst am Tage des großen
Gerichts nichts mehr zum Wegbrennen an uns erfunden werde.
Herr, reinige uns, auch wenn es weh tut. Übe ferner dein
Gericht wider unsern Adamssinn! Geht es nicht anders, dann
ätze mit Schärfe den Rostflecken fort, der sonst dein ganzes
Werkzeug verderben würde. Herr, erbarme dich unser und hilf
uns! Amen.