2. Mose

2Mo 34,29 W.MacDonald »Da wußte Mose nicht, daß die Haut seines Gesichtes strahlend geworden war, als er mit ihm geredet hatte.« 2. Mose 34,29

Als Moses vom Berg Sinai herunterkam mit den Steintafeln in der Hand, auf denen die Zehn Gebote standen, gab es zwei bemerkenswerte Kennzeichen an ihm. Zunächst einmal lag ein Glanz auf seinem Gesicht. Er war in der Gegenwart des Herrn gewesen, der sich in der hellen, strahlenden Wolke der Herrlichkeit offenbart hatte, die unter dem Namen »Schechina« bekannt war. Der Schein auf dem Gesicht des Mose war sozusagen ein verliehener Abglanz. Nach der Unterredung mit Gott trug Mose, der Gesetzgeber, noch etwas von dem Strahlen und Schimmern der Herrlichkeit an sich. Er hatte eine Erfahrung der Verklärung hinter sich. Das zweite Kennzeichen war, daß Moses selbst nicht wußte, daß sein Gesicht so leuchtete. Er war sich ganz und gar nicht des einzigartigen Aussehens bewußt, das er in der Gegenwart Gottes angenommen hatte. F.B. Meyer sagt in einem Kommentar dazu, daß die größte Herrlichkeit der Verklärung die Tatsache war, daß Moses selbst überhaupt nichts davon merkte. In gewisser Hinsicht können wir die gleiche Erfahrung wie Moses machen. Wenn wir eine Zeit in der Gegenwart Gottes verbringen, zeigt sich das. Es kann sich tatsächlich auch in unserem Gesicht ausdrücken, denn es gibt eine enge Verbindung zwischen dem Geistlichen und dem Körperlichen. Aber ich möchte die äußerlichen Anzeichen nicht allzusehr betonen, denn auch manche Anhänger von sehr zweifelhaften Glaubenskulten haben einen gütigen Gesichtsausdruck. Das Wichtigste ist, daß die Verbindung mit Gott einen Menschen moralisch und geistlich verklärt. Das ist es, was Paulus in 2. Korinther 3,18 meinte: »Wir alle aber schauen mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn an und werden so verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, wie es vom Herrn, dem Geist, geschieht.« Aber die höchste Herrlichkeit einer solchen Verklärung ist die, daß wir selbst nichts davon wissen. Andere werden das merken. Sie erkennen an uns, daß wir mit Jesus zusammengewesen sind. Aber diese Veränderung ist vor unseren eigenen Augen verborgen. Wie kommt es, daß wir in seliger Unkenntnis darüber leben, daß die »Haut unseres Gesichtes« so strahlt? Der Grund ist einfach der: Je näher wir dem Herrn sind, desto mehr wird uns unsere Sündigkeit, unsere Unwürdigkeit, unsere Verderbtheit bewußt. Die Herrlichkeit Seiner Gegenwart führt uns zum Erschrecken vor uns selbst und zu tiefer Reue. Wenn wir uns des Strahlens bewußt würden, hätte das nur Stolz zur Folge, und das Strahlen würde sofort in Widerwärtigkeit verwandelt, denn Stolz ist immer abstoßend. So ist es ein Segen, daß diejenigen, die mit dem Herrn auf dem Berg gewesen sind und noch den verliehenen Abglanz mit sich tragen, gar nichts davon wissen, daß die »Haut ihres Gesichtes« so strahlt.