2Mo 32,4
A.Christlieb
Das Volk sprach zu Aaron: Auf und mache uns Götter, die vor
uns hergehen . . . Und Aaron machte ein gegossenes Kalb.
2. Mose 32, 1 u. 4
Kapitel 32 erzählt uns die Geschichte vom goldenen Kalb. Es
ist das eine böse Geschichte von allerlei Sünden. Die erste,
die Ursünde dabei, war die U n g e d u l d. Das Volk ist der
Meinung, Mose werde höchstens zwei bis drei Tage auf dem
Sinai verweilen; dann komme er mit göttlichen Aufträgen
zurück und werde das Volk unverzüglich aus der öden Wüste
nach Kanaan führen, in das Land, wo Milch und Honig fließt.
Tagelang suchen ihre Augen vergeblich die Bergabhänge des
Sinai ab. Kein Mose erscheint. Die erste Woche vergeht und
die zweite. Zuletzt ist mehr als ein Monat vergangen. Da
meinen sie, es nicht länger aushalten zu können. Der Mose
wird wohl abgestürzt oder verhungert sein. Er kommt niemals
wieder. So laufen sie zu Aaron und sagen: Mach uns Götter,
die vor uns hergehen. Wir wissen nicht, was diesem Manne
Mose widerfahren ist. Ungeduld ist die Wurzel, aus welcher
der Götzendienst des goldenen Kalbes hervorgewachsen ist.
Ja Ungeduld! Wir denken so leicht, Ungeduld ist doch keine
so schlimme Sache, lange nicht so schlimm wie Diebstahl
oder Unzucht. Ach doch! Denken wir nur an Saul, der einen
herrlichen Anfang gehabt hat. Er brachte nicht die Geduld
auf, Samuels Erscheinen zum Opfer abzuwarten. Er opferte
selbst und - wurde als König verworfen. Er sank tiefer und
tiefer und endete im Selbstmord. - O Gott, mach uns frei von
der Ungeduld!