2. Mose

2Mo 20,7 D.Rappard Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen. 2. Mos. 20,7.

Es gibt mancherlei Arten, den Namen des Herrn zu mißbrauchen, wörtlich: ,,zum Nichtigen anzuwenden". Am häufigsten geschieht es in gedankenloser Weise als Ausruf des Schreckens oder der Verwunderung. (Ach Gott! Herrje!) Eben weil es gedankenlos geschieht, muß daran erinnert werden. -

Eine reisende Dame rief einst einen Angestellten herbei, um ihr beim Aussteigen zu helfen, und ließ dabei ein Gepäckstück fallen. ,,Jesus!" rief sie aufgeregt aus, worauf der Dienstmann freundlich ernst sprach: ,,S o d a r f m a n den Namen n i c h t s a g e n!" Diese Mahnung in diesen Umständen machte einen tiefen Eindruck; möge sie auch anderen dienen. Noch gröber wird der Name Gottes mißbraucht bei falschen Beteuerungen, bei Drohungen, beim Zaubern, was schon an und für sich eine große und greuliche Sünde ist. Wird er nicht auch mißbraucht bei gedankenlosem Beten? Bei oberflächlichem Herr, Herr sagen? überhaupt im Tragen des Namens, wenn das Herz doch fern von ihm ist? Wem im Herzensgrunde der Name Jesus als das schönste Kleinod strahlt, wird ihn nicht in eitler Weise mißbrauchen. - Im Gegensatz zu dem M i ß b r a u c h des herrlichen Namens Gottes lasset uns ihn recht g e b r a u c h e n in wahrem, demütigem Gebet und im Preis seiner großen Güte.

Herr, Dein Name ist ein festes Schloß; der Gerechte läuft dahin und ist beschirmt. Auch ich berge mich in Dich. Amen.





C.O.Rosenius Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen! 2. Mos. 20, 7.

Indem wir an die Frage gehen, wie der Name Gottes unter uns mißbraucht wird, geraten wir in eine Betrachtung, die voll merkwürdiger Umstände ist, ja, so merkwürdig, daß man vor Verwunderung und Schreck laut aufschreien möchte. Wir wollen hier nur den allgemeinsten, den gedankenlosen Mißbrauch des Namens Gottes betrachten, oder wie leichtsinnig man Seinen Namen im Mund führt. Man meint nichts Böses damit, wenn man die großen, heiligen Namen - Gott, Jesus, Christus - entweder als ganz gedankenlose Füllworte in der Sprache oder auch als Ausdrücke von allerlei zufälligen Gefühlen und Gemütsbewegungen anwendet - ja, man weiß kaum, warum man es tut. Man findet unter den Sünden der Welt kaum eine, die so merkwürdige Umstände offenbart wie diese, wenn man betrachtet, daß sie gar nicht als Sünde angesehen wird, und zweitens, was sie durch ihr eigenes Wesen teils von dem Zustand eines Menschen, teils von der Tiefe und der Macht des Teufels und von seiner Herrschaft über die Kinder der Welt offenbart.

Im ganzen Gesetz Gottes gibt es kein Gebot, das die Kinder der Welt so sehr für nichts halten, wie das zweite Gebot. Keine Sünde ist ihnen so federleicht und unwichtig wie der Mißbrauch des Namens Gottes, so daß jedermann, der von ihr wie von einer schweren Sünde redet, für unvernünftig angesehen wird. Aber Gott der Herr hatte gewiß andere Gedanken, als Er nicht nur dieses Gebot gleich nach dem ersten gegeben, sondern auch daran die furchtbare Drohung geknüpft hat: ,,Der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der Seinen Namen mißbraucht."

Denke doch ernstlich über diese Sache nach! Daß ein Mensch die Gewohnheit haben kann, in dieser leichtsinnigen Weise, ohne sich etwas dabei zu denken, den Namen Gottes im Mund zu führen - was offenbart das von dem Zustand dieses Menschen? Es ist ja, wie jedermann einsieht, eine erschreckliche Sache, daß es nichts Geringeres als einen gottlosen Zustand offenbart - nicht nur ein sündiges Wesen, nein, etwas viel Erschrecklicheres, geradezu eine Verachtung gegen Gott, ja, geradezu die herrschende Gottlosigkeit, die der Hölle angehört. Auch der schwerste Sündenfall kann nicht so sehr einen gottlosen Zustand beweisen wie diese Gewohnheit, mit Leichtsinn den Namen Gottes im Mund zu führen. Während der schrecklichste Sündenfall, allein oder an und für sich betrachtet, nie ein genügender Beweis dafür ist, daß der Sinn gottlos ist, so ist dagegen schon die genannte Gewohnheit allein ein bestimmter Beweis dafür. Wir sagen nicht, daß die andere Gewohnheit, nämlich den Namen Gottes nie zu mißbrauchen, beweise, daß das Gemüt gottesfürchtig sei. Denn die fromme Gewohnheit kann auch nur von der Erziehung oder irgendeinem gesetzlichen oder menschlichen Beweggrund herrühren. Aber eine frei geübte Sünde und eine Verachtung gegen ein Gebot Gottes sind immer ein bestimmter Beweis der Gottlosigkeit.

Durch das zweite Gebot offenbart sich ferner, wie die Frömmigkeit des natürlichen Menschen beschaffen ist: Gott bedeutet nichts; Sein Wort und Name sind gleich Null, darum ist das zweite Gebot so unwichtig. Das vierte Gebot ist von Wichtigkeit; denn wir wollen gern von Kindern und Dienern geehrt werden. Auch das fünfte Gebot ist wichtig, denn töten oder getötet werden ist erschrecklich. Das Sechste, siebente und achte Gebot haben aus ähnlichen Gründen ihre Wichtigkeit. Dagegen Gott, Sein Name, Sein Wohlgefallen oder Sein Verbot - was bedeutet das? So ist die Frömmigkeit der Welt. Die alte Schlange, die die ganze Welt verführt, weiß auch, wie wichtig es ihrem Reiche ist, daß die ganze Welt leichtsinnig den Namen Gottes im Mund führt; denn ein besseres Mittel konnte der Satan nicht erfinden, um die Waffen des Herrn stumpf und den Sinn des Menschen unempfänglich zu machen. Wenn die Menschen nur recht gewohnt werden, den Namen Gottes zu mißbrauchen und täglich zu hören, wie er mißbraucht wird, dann werden später derselbe heilige Name und dasselbe heilige Wort ihr Herz nicht sehr beunruhigen. Ohne Zweifel ist dieser hinterlistige Plan die Ursache dafür, daß eine ganze Schar derer, die sonst Gott und Sein Wort bekennen, so häufig den Namen Gottes mißbraucht; denn sonst könnte man kaum den Grund dafür begreifen. Wir müssen uns hier dessen erinnern, daß der Mensch in seinem Fleische seine natürlichen Versuchungen zu anderen Sünden hat, wie z.B. zum Zorn, zur Wollust, zum Stolz und zur Ungerechtigkeit. Welches aber sind die natürlichen Veranlassungen zum Mißbrauch des Namens Gottes? Welche Lüste des Fleisches werden dadurch befriedigt? Was kann darum die Ursache sein, daß die Welt so sehr beflissen ist, dem Gebot und der Drohung Gottes hierin zu trotzen? Bedenke diesen Umstand! Ja, das weiß er, der ,,der Fürst dieser Welt" heißt; er hat seinen tiefen Plan und seine Berechnung dabei. Möchten darum alle Christen, die diese Tiefe des Satans erkennen, mit besonderem Eifer vor der Übertretung dieses Gebotes warnen, ermahnen und strafen, wo sie können, wegen dieser so abhärtenden Sündenübung! Und möchten alle Eltern und Lehrer in dieser Beziehung mit strenger Aufmerksamkeit über die Kinder wachen und ihnen sogleich einen ebenso großen Schrecken vor dem Mißbrauch des Namens Gottes wie vor dem Teufel und der Hölle einflößen!

Laß mich nicht Dein Wort verachten, Als wär's menschliches Gebot, Laß mit Ehrfurcht mich's betrachten Als ein Wort von Dir, mein Gott; Daß ich auf der Schrift nur steh', Daß ich niemals irregeh'!