2Mo 20,2
D.Rappard
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine andern
Götter neben mir haben.
2. Mos. 20,2.3.
Ist der Gott, der sich in seinem Wort geoffenbart hat,
in Wahrheit d e i n G o t t? Nur wenn er dich aus dem
Diensthause der Sünde hat herausführen können, hast du
in ihm deinen lebendigen, persönlichen Gott.
Du sollst keine anderen Götter n e b e n m i r haben, sagt
er. Wir sind heute nicht in Gefahr, Götzen von Holz und
Stein anzubeten, aber es gibt andere Abgötter. Geld und Gut,
Ehre und Behaglichkeit sind ebenso verführerisch wie Baal und
Astaroth. Viele Kinder werden dem Moloch der Weltsitten
geopfert. - Aber der zäheste aller Götzen ist das Ich, das sich
in immer neuer Gestalt zu behaupten sucht. Bei einer wahren
Bekehrung wird das Ich zwar entthront, und der Herr als
König des Herzens eingesetzt; aber es gilt wachen, daß der alte
Beherrscher nicht wieder n e b e n dem herrlichen neuen sich
festsetze.
Und was soll ich sagen von den Banden irdischer Liebe?
O, da gibt es viel verborgene Abgötterei. Nicht, daß wir die
Unsrigen weniger lieben sollten. O nein; aber unseren Gott
mehr. Er muß der Erste sein. Alles, was uns mehr gilt als
E r, ist ein Abgott. Im innersten Heiligtum des Herzens darf
niemand wohnen als Jesus allein.
Gieß sehr tief in mein Herz hinein,
O Du mein Herr und Gott allein
Die Flamme Deiner Liebe.
C.O.Rosenius
Ich bin der Herr, dein Gott, der Ich dich aus Ägyptenland,
aus dem Diensthause, geführt habe. Du sollst keine anderen
Götter haben neben Mir. 2. Mos. 20, 2 und 3.
Dies ist die Einleitung des Herrn zu Seinem heiligen Gesetz.
Hier gibt Er zu verstehen, wer da redet, und auf welche
Gründe hin Er so fordern, befehlen und richten kann. ,,Ich
bin der Herr." Dieses ,,Ich der Herr" ist der eigentliche
Grund der unendlichen Wichtigkeit und der ewig bindenden
Kraft des heiligen Gesetzes. Ich bin der Herr; Ich bin
Jahwe, der Ewige, der Unveränderliche, die Urquelle aller
Wesen und aller Macht.
Laßt uns hier bedenken: Wie ist der Mensch entstanden, der
diesem Gesetz gehorchen soll? Was ist der Mensch? Er ist
ja ,,Seiner Hände Werk", Seine erschaffene Kreatur. Hat
Gott dann nicht vollkommene Macht und alles Recht, ihm zu
befehlen, was Er will, seine Freiheit zu beschränken und ihm
Gesetze vorzuschreiben? Daran erinnert Er uns zuerst mit
diesen Worten. Darum laßt uns dieselben tief bedenken. Denn
gerade darin liegt der Grund alles Ungehorsams und aller
Verachtung des Gesetzes Gottes, daß wir nicht bedenken, wer
der Herr ist, der das Gesetz gegeben hat, und was wir Ihm
gegenüber sind. Wenn es uns gegeben würde, zu sehen oder zu
vernehmen, wer der ist, der in dem heiligen Gesetz redet,
dann würden wir wohl lieber verschmachten oder sterben
wollen, als Ihm etwas zuwiderzutun. Wir sagen nicht, daß wir
dadurch die Kraft bekommen würden, der Sünde widerstehen zu
können. So steht unsere Sache nach dem Sündenfalle nicht,
daß wir nur auf ein Gebot hin das tun könnten, was wir
wollten, sondern wir würden verschmachten und verzweifeln,
wenn Gott sich nicht über uns erbarmte und uns errettete. Es
fehlt soviel daran, daß wir bei all unseren Sünden sicher und
stark sein könnten. Darum bedenke, was das besagen will, daß
Gott dem Menschen Gesetze gibt; - Er, der der Schöpfer des
Himmels und der Erde ist, der im Anfang aus nichts alles
schuf, der die Sonne, den Mond und die Sterne und die Erde
mit allem, was darauf ist, und schließlich den Menschen
erschuf - Ihm zum Bild, zum Kind und Erben, ausgerüstet mit
Gaben, Seinen Willen hören und verstehen zu können - Er,
,,der Hohe und Erhabene", gibt den Menschen Gebote und
Gesetze.
Sollten wir wagen, Ihm zu trotzen und Ihn zu verachten? Wir
sollten stets bedenken, daß Gott uns jeden Augenblick
vernichten kann, wie man etwa eine Fliege zerdrückt. Wir
sind ganz in Seiner Hand und unser Leben und unsere Wohlfahrt
hängen für Zeit und Ewigkeit allein von Ihm ab. Nicht einmal
einen Atemzug haben wir in unserer Macht, und Gott besitzt
unzählige Weisen und Mittel, diejenigen zu strafen, die Ihn
erzürnen. Überall sehen wir ja, wie Er dem einen einen
furchtbaren, jähen Tod, dem anderen eine schreckliche
Krankheit sendet, den dritten in Wahnsinn, den vierten in
Verblendung und Frechheit fallen läßt, die ihm Sünde und
Schande bringen. Wie wahr sind Luthers Worte: ,,Gott hat
allenthalben Schlingen und Fallen für Seine Verächter, so daß
sie Ihm nirgends entfliehen können." Schließlich ist Er auch
der, der Leib und Seele in der Hölle verderben kann. - Wenn
Er unsere Seelen nicht in Seine Hand nehmen will, sobald wir
sterben, dann gehen sie ewig verloren. Sollten wir wirklich
wagen, Ihn zu verachten und Ihm zu trotzen? - Bedenke auch
andererseits, wieviel Gutes Gott uns tun kann, wenn Er uns
gnädig ist. Wieviel Gnade und Segen in der Zeit, wieviel
Freude und Seligkeit in der Ewigkeit kann Er Seinen Freunden
geben! Wie aber, wenn Er Seinen Heiligen Geist von dir
nehmen und dich der Finsternis der Natur, den Lüsten des
Fleisches und der Gewalt des Teufels übergeben wollte? -
Laßt uns darum das Wort ,,Ich bin der Herr" in Ehren halten!
Laßt es uns mit Flammenschrift in unsere Seele schreiben,
so daß es uns unser ganzes Leben lang vor Augen steht!
Aber noch eine weitere Lehre liegt in dem Namen, mit
dem Gott, der Herr, sich dem Volke darstellt - in dem
Namen ,,Jahwe"; denn Jahwe bedeutet ,,der Ewige, Unver-
änderliche". Dadurch hat Er angedeutet, daß Sein Gesetz
in der Zeit nie an einem Buchstaben oder Tüpfelchen
abgeändert werden kann. Es ist bemerkenswert, daß der Grund
zum heiligen Gesetz Gottes eigentlich kein freier, zufälliger
Wille Gottes, sondern vielmehr die Natur Seines eigenen
Wesens ist. Denn fragt jemand, warum wir heilig sein sollen,
so antwortet Gott: ,,Seid heilig, denn Ich bin heilig." Er
sagt nicht, ,,denn Ich will das", sondern ,,denn Ich bin
heilig". Wenn der Grund des heiligen Gesetzes nun in Gottes
eigenem Wesen liegt, so verstehen wir, weshalb es unmöglich
verändert werden kann; denn dann müßte Gott sich ändern.
Darum kann weder in der Zeit noch in der Ewigkeit erlaubt
sein, was Er in Seinem heiligen Gesetz verboten hat, nämlich
andere Götter zu haben, den Namen Gottes zu mißbrauchen,
Gottes Wort oder seinen Nächsten zu verachten, ihn zu
beneiden, zu hassen oder zu betrügen usw. - Alles das kann
niemals in irgendeinem Fall oder Umstand - wie z. B. wegen
der Schwachheit unserer gefallenen Natur - entschuldigt oder
erlaubt sein, sondern wird dem Herrn ewiglich mißfallen.
Denn das Gesetz Gottes hat uns gesagt, daß solches gegen
Seinen heiligen Sinn streitet; und Sein Sinn kann sich nie
ändern. Auch das haben wir zu bedenken bei diesen Worten
,,Ich bin Jahwe."
So redet Er: ,,Ich bin dein Gott;
Ich gab die heil'gen Zehn Gebot'.
Veracht' nicht Meine Majestät,
Die Straf' der Sünde stets nachgeht;
Ich bin dein Herr, Jehova."