2Mo 15,22
A.Christlieb
Das Wasser zu Mara war sehr bitter. Der Herr zeigte Mose ein
Holz. Das tat er ins Wasser. Da ward es süß. 2. Mose 15,
22 ff.
Derselbe Mund, der etliche Tage zuvor noch überquoll von
Loben und Danken, ist voll bitterer Klage und grollenden
Murrens. In der Wüste muß man genug Wasser haben, wenn man
am Leben bleiben will. - Israel kommt vom Roten Meer in eine
Wüste. Es sucht Wasser, findet auch, aber - das Wasser ist
bitter, ungenießbar! Laut grollend, fast lästernd steigt das
Murren auf. Einer nur tut nicht mit: Mose. Er schreit zu
Gott. Und der läßt ihn nicht im Stich. Er zeigt ihm ein
Holz. Mose legt es in das Bitterwasser, und augenblicklich
ist das ,,Mara", das Bitterwasser, kostbares Süßwasser
geworden. - Auch wir kommen auf unserer Lebensreise oft
an ,,Mara-Stationen". Es gibt Bitternisse, gallenbittere
Bitternisse. Da ist ein zanksüchtiger Nachbar. Der fängt
Streit an um ein Wegerecht, ein Wässerlein, einen Zaun, einen
Baum, um Benutzung eines Kellers. Ach, wie kann solch ein
Mensch einem das Leben verbittern! Was soll man da tun?
Sich ärgern? Sich zergrämen? Gallen- und leberkrank werden?
- O nein! Beten soll man zu Gott, wie Mose es tat. Und
Gott zeigt uns ein Holz, das kann man hineinlegen in das
Bitterwasser. Was ist das für ein Holz? Es ist nicht ein
Span vom Kreuz Christi oder ein Dorn von seiner Krone. Das
Wunderholz, das Gott uns weist, heißt: ,,Demut! Geduld!
Opfer des Eigenwillens! Verzicht! Versöhnung! Bitte um
Verzeihung!" - Paulus hat dies Wunderholz zur Hand gehabt.
Judenchristliche Hasser wollten ihm während seiner Haft in
Rom das Leben verbittern dadurch, daß sie mit besonderem
Fanatismus ihr Afterevangelium verbreiteten. Paulus aber
rief: ,,Ich freue mich, und ich will mich auch freuen! Es
wird ja doch Christus verkündigt." - Wohl dem, der das
Wunderholz sich von Gott zeigen läßt.