2Mo 14,20
A.Christlieb
Die Wolkensäule trat zwischen das Heer der Ägypter und das
Heer Israels. 2. Mose 14, 20
Israel war dem Glutofen der ägyptischen Tyrannei entronnen.
Das Sklavenvolk atmete zum erstenmal die köstliche Luft der
Freiheit. Jubelnd zieht es dem Lande der Väter entgegen.
Doch nur kurze Zeit läßt Gott diese überquellende Freude
währen. Das Volk soll nicht im Rausch des Freiheitstaumels
innerlich Schaden nehmen. Es soll beten und glauben lernen.
- Und siehe: da taucht in der Ferne hinter ihnen ein
Heereszug auf. Pharao ist es, der Israel nachjagt. Schnell
kommen sie näher, die 600 von flinken Rossen gezogenen Wagen.
Zu beiden Seiten ragen von einer Speiche meterlange, scharfe
Sichelmesser hinaus, die das wehrlose Volk zerfleischen
sollen. - Wir versetzen uns in das Seelenleben eines jungen
Israeliten von damals. Er erschrickt zu Tode. Wie gebannt
schaut er auf die mörderischen Sichelwagen. Der prächtige
Feldherrnwagen Pharaos an der Spitze, die Speere und Schilde
seiner Truppen glänzen im Sonnenlicht. Der junge Israelit
durchleidet das ganze Elend der Hilflosigkeit, Verlorenheit
und Ohnmacht seines Volkes. Das ist aber kein Schade. Es
muß so kommen. Es dient zur Verherrlichung Gottes. Der
junge Israelit wird plötzlich gewahr, wie die Wolkensäule
sich hebt und zwischen Israel und seine Verfolger tritt.
Hatte er im ersten Augenblick verzweifelt aufgeschrieen, war
sein Gebet danach nur ein angstvolles Seufzen und dumpfes
Stöhnen gewesen: es wandelt sich augenblicklich in heißen,
innigen Dank. Der Feinde Heereszug kommt in dem dichten
Nebel augenblicklich zum Stehen. Des jungen Israeliten Blick
aber wird von dem übermächtigen Feinde weggehängt auf den
allmächtigen Gott, der den ganzen Kampf in seine Hand nimmt
und von dem Mose eben laut ruft: ,,Der Herr wird für euch
streiten, und ihr werdet stille sein."