2Mo 13,22
A.Christlieb
Die Wolkensäule wich nimmer von dem Volk des Tages, noch
die Feuersäule des Nachts. 2. Mose 13, 22
Welcher Unterschied zwischen dem alttestamentlichen Volk
Gottes und den Nomadenstämmen, die auch ein Wanderleben
in der Wüste führten! Letzterer gab es eine ganze Menge,
Nachkommen Israels, Araber und Beduinen. Auch sie mußten
ihre Lagerplätze immer wieder ändern. Wonach aber richteten
die ihre Wanderungen ein? Nach eigenem Gutdünken. Sie
zogen dahin, wo die besten Futterplätze, die ergiebigsten
Wasserstellen und andere Vorteile zu erhoffen waren. Ganz
anders das Volk Gottes! Es folgte nicht seinen Launen und
Lüsten, sondern der göttlichen Leitung durch die Wolken- und
Feuersäule. Keinem einzigen Israeliten kam es in den Sinn,
nach eigenem Gutdünken, nach Lust und Laune seinen Weg zu
wählen.
Das ist bis heute das Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen
Gotteskindern und Weltkindern. Die Masse folgt dem eigenen
Willen. Die kleine Herde folgt dem zarten Leiten des guten
Hirten. ,,Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes
Kinder." Gleichen wir den unsteten Araberstämmen, die ihren
Lüsten folgen? -
Von der Wolkensäule heißt es: ,,Sie wich nie vom Volk."
Anbetungswürdige Treue Gottes! Trotz aller Sünden des
Murrens, Haderns und Unglaubens blieb es dabei: Die
Wolkensäule wich n i e, n i e m a l s von Israel! -
Im Neuen Bund ist der Herr Jesus selbst Führer und Herzog der
Seligkeit. Wie es von der Wolkensäule heißt, daß sie nie von
Israel wich, so gilt es auch von unserem Heiland: Er weicht
nicht von den Seinen, bis er sie ans Ziel gebracht hat. Oft
hätten wir verdient, daß er uns verließe. Aber - Gott ist
treu.
Heiland, ich habe Deine Leitung auch nicht verdient im neuen
Jahr. Ich war Dir nicht immer treu, aber Du bleibst mir
treu. Laß auch über meinem ganzen Lebensweg das Wort stehen:
,,Der Herr zog vor ihnen her, daß er sie den rechten Weg
führte. Er wich nimmer von ihnen."
J.Kroeker
Von seiner bleibenden Gegenwart.
"Die Wolkensäule wich nimmer vom Volk -" 2.Mose 13,22.
Was bleibt uns? Nicht die sichtbare Wolken- und Feuersäule.
Sie ist längst zurückgetreten. Aber was sie abschattete,
soll uns bleiben: die Gegenwart des Herrn! Wolken- und
Feuersäule waren einst in der Wüste nur die sichtbare Hülle
für Gottes unsichtbare Gegenwart. Mag sich auch die äußere
Erscheinungsform derselben gewandelt haben, die Gegenwart
des Herrn selbst hat sich im Lauf der Jahrtausende nicht
gewandelt. Der Herr ist nie von seinem Volk geschieden.
Ob auch unser Auge nichts sieht von einer Wolken- und
Feuersäule, unser Glaube erlebt immer neu die Gegenwart
des Herrn.
Dass es so sein kann, sagt uns zunächst die Schrift. Dass
es so ist, sagt uns alsdann die Erfahrung. Sobald wir
erst glauben, erlebten wir Gottes Gegenwart. Die sich
offenbarende Gottesnähe wird zur erlebten Gottesgemeinschaft.
Sie tröstet uns, sie leitet uns, sie deckt uns, sie richtet
uns durch. Und der Segen, der einst in ihr der Gemeinde der
Wüste wurde, fließt dem Glaubensvolk von heute nicht weniger
rein und ungetrübt. In die Geschichte der Auserwählten
Gottes wurde noch immer von der unsichtbaren Hand des
Heiligen Geistes hineingeschrieben: Die Wolkensäule wich
nimmer vom Volk. Nie hätte ein Tersteegen uns jenes
wunderbare Lied geben können: "Gott ist gegenwärtig", wenn er
nicht in so überwältigender Weise die Nähe des Herrn erlebt
hätte. Nie hätte Paulus das für die Welt so geheimnisvolle
Wort schreiben können: "Christus in uns - die Hoffnung
der Herrlichkeit", wenn es ihm nicht zu einer seligen
Wirklichkeit geworden wäre: "Nicht aber lebe ich, sondern
Christus lebt in mir!"
Wir können einer Wahrheit nur dann einen richtigen Ausdruck
geben, wenn sie zu unserem innerlichen Erlebnis geworden
ist. Je vertrauter wir mit ihr sind, desto abgeklärter und
bestimmter wird unsere Ausdrucksform für sie sein. Auch
die Apostel waren in der Hand des Heiligen Geistes keine
willenlosen Sprachorgane, die unverstandene Dinge der Welt
übermitteln mussten. Nein, was sie durch die Erleuchtung des
Geistes schauten, was in den Kreis ihres tiefsten Erlebens
getreten war, das verkündeten sie. Und das Zentrum aller
ihrer Erlebnisse war der gegenwärtige Christus. In seinem
Gesalbten ist aber Gott selbst hinabgestiegen, um unter
seinem Eigentumsvolk zu wohnen. Denn es hat Ihm gefallen,
seine ganze Gottesfülle in Christus als seinem Sohn wohnen
zu lassen, damit hinfort aus dieser Fülle der Glaube der
Gemeinde schöpfe Gnade um Gnade.