2Mo 9,27
C.H.Spurgeon
Der verhärtete Sünder.
"Da schickte Pharao hin und ließ Mose und Aaron rufen, und
sprach zu ihnen: ich habe mich versündigt; der Herr ist
gerecht, ich aber und mein Volk sind Gottlose." 2 Mose 9, 27.
Hier haben wir einen verhärteten Sünder, der unter dem Eindruck
des Schreckens sagt: "ich habe gesündigt." Wie kommt der
hochmütige Tyrann Pharao zu einem solchen Bekenntnis, wo er
sich sonst nicht vor Jehova demütigen wollte? Gott hatte ein
schreckliches Donner- und Hagelwetter über Ägypten kommen
lassen, dergleichen noch nie gewesen war. Der Schrecken, der
den Pharao unter diesen furchtbaren Umständen ergriff, bewog
ihn zu dem Bekenntnis: "Ich habe gesündigt." Er ist aber nur
ein Vorbild und Beispiel von einer Menge von Leuten dieser Art.
Wie mancher verhärtete Sünder hat seine Knie gebeugt und mit
Tränen in den Augen ausgerufen: "ich habe gesündigt," wenn das
Schiff vom Sturmwind dahingerissen wurde, wenn die Balken
krachten, die Masten brachen und die hungrigen Wellen ihren
Mund auftaten, um das Schiff lebendig zu verschlingen. Aber was
hat das Sündenbekenntnis genützt? Die im Sturm und unter Blitz
und Donner hervorgebrachte Buße starb dahin, wenn es wieder
ruhiges Wetter wurde, und der Mann, der auf dem Schiff ganz
fromm war, wurde wieder völlig gottlos und verworfen, sobald er
seinen Fuß auf festes Land gesetzt hatte. Wie oft haben wir
dies auch in Donnerwettern zu Land wahrgenommen, wo das
Angesicht mancher Menschen blaß wurde, wenn der Donner ihr Haus
erschütterte, und die Erde unter ihnen erzitterte vor der
Stimme des majestätischen Gottes. Da riefen sie aus: "O Gott,
wir haben gesündigt!" Aber ihre Buße war dahin, sobald die
Sonne wieder schien und die schwarzen Wolken sich verzogen
hatten. Die Sünde kam wieder hervor, und es wurde mit ihnen
ärger als vorher.
Ähnliche Bekenntnisse haben wir wahrgenommen in Zeiten der
Cholera, der Fieber und der Pest. Unsere Kirchen wurden voll
von Zuhörern, die ihre Sünden vor Gott bekannten. Aber kaum
waren diese Plagen vorüber, so hörten auch die Bußgefühle
wieder auf, die Tränen flossen nicht mehr und die Menschen
bekehrten sich nicht wahrhaftig zu dem lebendigen Gott.
Wenn du heute deinen Anteil unter solchen Leute siehst, so
möchte ich dich feierlich warnen und dir sagen: "Freund, du
hast vergessen, was du in der Zeit der Not gelobt hast; aber
bedenke, Gott hat deine Gelübde nicht vergessen." Du Seemann,
der du versprochen hast, ein Knecht Gottes zu werden, wenn Er
dich das feste Land wieder erreichen lasse - warum hast du
deinen Gott angelogen und Ihm ein falsches Versprechen gegeben?
Und du, der du auf dem Krankenbett gelobt hast, von deinen
bösen Wegen umzukehren, wenn dir Gott dein Leben schenken würde
- warum hast du dein Gelübde nicht erfüllt? Solltest du Gott
anlügen und ungestraft bleiben? Sollte nicht der Zorn Gottes
über dein Haupt kommen, weil du Bekehrung versprochen, aber
dein Versprechen nicht gehalten hast? Es nützt nichts, unter
dem Einfluß des Schreckens zu sagen: "Ich habe gesündigt" und
dann nachher alles wieder zu vergessen. Eine solche Buße ist
ganz wertlos.