2Mo 3,2
J.Kroeker
Von der göttlichen Offenbarung.
"Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen
Flamme aus dem Busch. Und er sah, dass der Busch mit Feuer
brannte und doch nicht verzehrt wurde." 2.Mose 3,2.
Das Empfangen der höchsten Gottesoffenbarungen war immer ein
bestimmtes Erleben Gottes. Wohl waren die Mittel, die Gott
wählte, sich seinen Knechten zu offenbaren, sehr verschieden
und mannigfaltig. Einem Mose enthüllte der Herr sich
zunächst in einem Dornbusch. Jesaja erfasste seine
Berufung zum Gottespropheten auf Grund einer Schau.
Einem Jeremia wurde es eines Tages rein innerlich zu einer
unwiderstehlichen Gewissheit, dass der Herr ihn bereits, ehe
er geboren sei, zum Propheten ersehen habe. Auf welchem Wege
der Prophet eine Offenbarung von Gott empfing, war das völlig
Untergeordnete. Als Mose seinen Gott erst ohne Dornbusch
verstand, hat der Herr nie mehr auf diesem Weg mit seinem
Knecht verkehrt. Später redete Er vielmehr mit ihm, wie ein
Freund mit seinem Freunde redet. Freunde Gottes verstehen
ihren Gott auch ohne Dornbusch.
Ja, man darf wohl sagen, je näher der Prophet innerlich
seinem Gott stand, je zarter sein Ohr für die Sprache Gottes
wurde, desto mehr trat das Mittelbare in der Offenbarung
zurück. Je reicher das Maß des Geistes war, mit dem der
Prophet sich von Gott gesalbt sah, desto unmittelbarer wurde
auch sein Verkehr mit Gott, desto klarer sein Verstehen
Gottes. Jesaja lässt sich sein Ohr jeden Morgen öffnen und
hört auf die Sprache Gottes wie ein Jünger. Je ferner jedoch
der Prophet zunächst Gott stand, desto grobsinnlicher mussten
mithin auch die Mittel sein, durch die Gott sich ihm zu
offenbaren vermochte.
Daher sprachen auch einst die Propheten im Blick auf das
Große und Göttliche, das sie zu künden hatten, als vom
Erlebten. Sie redeten nie von Offenbarungen, wenn ihnen
solche nicht zuvor von Gott anvertraut worden waren. Sie
waren immer nur insoweit Prophet, als sie sich durch eine
direkte Offenbarung zum Propheten bevollmächtigt sahen. Im
Gegensatz dazu standen die falschen Propheten. Sie stahlen
Gottes Wort, gaben weiter, was ihnen nie als eine Schau
anvertraut worden war. Sie redeten in den Worten der
Vollmacht anderer Gottesknechte. Anstatt dass sie auf die
Sprache Gottes lauschten, hing ihr Ohr am Mund des Volkes.
Sie gingen hinter ihrem Volke her, anstatt wie ein Programm
Gottes vor ihrem Volk zu wandeln. Sie hatten nicht vor Gott
gestanden, bevor sie dem Volk weissagten. Daher fehlte ihrem
Leben und ihrer Botschaft auch die innere Autorität und
Beglaubigung der Gottgesandten.