2Mo 2,23
A.Christlieb
Lange Zeit aber danach starb der König in Ägypten. Aber die
Kinder Israel seufzten über ihre Arbeit und schrien, und ihr
Schrei kam vor Gott. 2. Mose 2, 23 f.
Zwei grundverschiedene Bilder: Pharao auf dem Sterbebett,
Israel seufzend unter harter Arbeit. Ein König, aus höchster
Höhe abstürzend in die Tiefe. Ein Sklavenvolk, aus der
tiefsten Tiefe aufsteigend zur Höhe. - Dem Pharao mag das
Sterben schwer gewesen sein. Er war ein erfolgreicher
Herrscher, ein kluger Politiker gewesen. Mit List hatte
er Israel zu Frondiensten gezwungen (cp. 1, 10). Zwei
große Vorratsstädte hatte Israel ihm bauen müssen. Mit
Unbarmherzigkeit hatte er die schwere Arbeit ihnen noch
schwerer gemacht. Nun mußte er sterben. Thron, Krone, Ehre,
Gewalt, Macht, Land und Leben - alles muß er dahinten lassen.
Gottes Volk hatte er im Lande gehabt. Aber nach Gott hat
er nicht gefragt. Für die Ewigkeit hat er nicht gesorgt.
Nichts nimmt er mit aus seinem Erdenleben, außer seinem
schlechten Gewissen, er, der Massenmörder, der alle
neugeborenen Knäblein Israels ins Wasser zu werfen geboten
hatte - ein Ende mit Schrecken. -
Daneben ein Bild, jammervoll und hoffnungsvoll zugleich.
Israel seufzt unter harter Arbeit. Man hört förmlich das
Klatschcn der Nilpferdpeitschen und das jämmerliche Schreien
und Seufzen der Frauen und Männer. Aber - ihr Schreien
verhallte nicht in der Luft. Trotz ihres Jammers hatten
sie etwas, das Pharao nicht gehabt: Verbindung mit dem
Gnadenthron des lebendigen Gottes. Der hört nun Israels
Seufzen. Pharao stirbt. Israel wird emporgeholfen. Gott
tritt auf seine Seite. - Wenn man das erlebt, dann ist man
besser daran als jeder gottlose König, mag man auch im
ärmsten Arbeitskittel schwitzen müssen. Gott vergißt seine
Verheißungen nie!
D.Rappard
Die Kinder Israels seufzten über ihre Arbeit und
schrien; und ihr Schreien über ihre Arbeit kam vor
Gott.
2. Mos. 2,23.
Das Leiden der Kinder Israel in Ägypten ist sprichwörtlich
geworden. Unterdrückung, harte Arbeit, Mangel,
Verachtung, alles wirkte zusammen, um ihnen das Leben zur
Qual zu machen. Sie seufzten und schrien in ihrer Not, und
ihr Schreien kam vor Gott. Bei diesem Gedanken wollen wir
heute stehen bleiben.
Das Leid der Erde ist im Himmel bekannt. Die furchtbaren
Verheerungen des Krieges, das brennende Weh, das die
Herzen zermartert, die mancherlei Schwierigkeiten, Nöte und
Mißverständnisse, unter denen wir leiden, alles wird vor Gott
registriert. Unser lautes Schreien, unser leises Seufzen kommt
vor ihn. Es liegt darin ein mächtiger Trost.
Ein frommer Bahnbeamter wurde eines vorgekommenen
Unfalls wegen von bösen Menschen verklagt. Die oberste
Direktion in Berlin untersuchte den Fall und erkannte die
völlige Unschuld des Mannes. Trotzdem hörten die böswilligen
Beschuldigungen nicht auf, und die Freunde des Beamten drangen
in ihn, er möchte die Verleumder verklagen. Er aber blieb ganz
ruhig und sagte nur: ,,M a n w e i ß e s i n B e r l i n."
Das war ihm genug. Ja, man weiß es i n d e r obersten
Behörde, wie es um uns, um unser Volk, um die Sache des
Reiches Gottes steht. In dieser Erkenntnis wollen wir ruhen.
Herr, stille Du mein Herz! Lehre mich, nicht
ängstlich nach menschlicher Hilfe und Teilnahme
ausschauen, sondern ruhen in der Erkenntnis,
daß Du alles weißt.