2. Mose

2Mo 2,12 A.Christlieb Und Mose erschlug den Ägypter. 2. Mose 2, 12

In dreifacher Hinsicht irrte Mose, als er in der Meinung, zur Rettung seines Volkes eingreifen zu müssen, den Ägypter erschlug. Lag hier nicht ein krasser Fall von Ungerechtigkeit vor? Mußte da nicht der Gerechtigkeit unverzüglich zum Siege verholfen werden? Mose war überzeugt, die Stunde für das Eingreifen des Retters hat geschlagen. Auf Gottes Uhr war aber der Zeiger noch nicht so weit vorgerückt. Das war des Mose erster Irrtum. - Wieviel wird dadurch gefehlt, daß man mit dem Erkennen eines Mangels meint, selbstverständlich auch die Erlaubnis zu haben, sofort entscheidend durchzugreifen. - Der zweite Fehler Moses bestand darin, daß er mit eigener Macht sein Volk retten wollte. Eigenhändig schlug er den Ägypter nieder. Nun war Mose wohl der Sohn der Tochter Pharaos. Aber gegen die Macht, die sein Volk umkrallt hielt, vermochte er persönlich nichts auszurichten. In bitterstem Erleben mußte er es auskosten, was es für Jammer und Herzleid bringt, mit eigener Hand sich helfen zu wollen. Als Gott selber eingreift und Israel endlich befreit wird, da heißt es 2. Mose 14, 8: ,,Die Kinder Israel waren durch eine h o h e Hand ausgezogen." Daß wir es lernten, die feindlichen Mächte nicht unterschätzen und die eigene Kraft nicht überschätzen! - Irrig war auch die Meinung des Mose, das Volk würde an seiner Tat ihn alsbald erkennen als seinen Retter. Er hat es sich wohl so ausgemalt, daß nach des Tages harter Fron man hin und her in den Hütten Israels von seiner Tat reden und ihn als den kommenden Retter feiern werde. Das Gegenteil war der Fall. Israel lehnte ihn ab. Pharao wollte ihn töten. Durch schnelle Flucht mußte er sein nacktes Leben retten. Ob der treue aufrichtige Mann dann wohl gemerkt hat, daß verborgene Ehrsucht die Triebfeder seines Handelns gewesen?