1Mo 47,9
A.Christlieb
Jakob sprach zu Pharao: Wenig und böse ist die Zeit meines
Lebens. 1. Mose 47, 9
Das ganze Leben Jakobs hat eine grundstürzende Änderung
erfahren von der Zeit an, wo er auf unlautere Art den
Erstgeburtssegen erwarb. Bis dahin floß es still dahin in
friedlicher Tätigkeit daheim oder auf der Weide. Von dem
Tage an aber, wo er den Betrug beging, war es m i t d e r
R u h e v o r b e i. Esaus bitterer Grimm und Haß war Jakob
eine ständige Bedrohung. Er mußte zuletzt flüchten. Angekommen
im Hause Labans, begann eine neue Leidensschule. - Der
gewinnsüchtige Mann nützte den fleißigen Jakob aus. ,,Des
Tages verschmachtete ich vor Hitze und des Nachts vor Frost,
und hast mir meinen Lohn zehnmal verändert" (1. Mose 31, 40
ff.). Zuletzt mußte Jakob flüchten. Laban jagt ihm nach,
muß aber - von Gott geschreckt - Jakob in Frieden ziehen
lassen. Eben hat Jakob Ruhe vor Laban, da taucht Esau auf.
Mit vierhundert Mann rückt er ihm entgegen. Was wird
geschehen? Wird mein Bruder mich erwürgen? Nach schwerem
Ringen erlebt er die Versöhnung mit Gott und mit dem Bruder.
Esau zieht versöhnt wieder ab. Gleich darauf aber bereiten
ihm die Kinder großen Schmerz und Aufregung. Seine Tochter
Dina wird geschändet. Ihre Brüder nehmen blutige Rache.
Die ganze Familie Jakobs kommt in höchste Lebensgefahr.
Das Unheil wird gnädig abgewandt. Doch kaum hat Jakob
den Wanderstab weiter gesetzt, da stirbt ihm Rahel, seine
geliebte Frau. Eine Zeitlang gestaltet sich sein Leben
ruhiger. An Joseph hat er inniges Wohlgefallen. Da bringt
man ihm des Sohnes blutigen Rock. Der alte Vater möchte
leidgebeugt in die Grube fahren. Kummervolle Jahre im Umgang
mit den finster bösen Söhnen zehren an seiner Kraft. Die
Hungersnot, die aufregenden Reisen nach Ägypten, der Verlust
Simeons, die Hergabe Benjamins - man kann es nur zu wohl
verstehen, daß Jakob zu Pharao spricht: ,,Wenig und böse ist
die Zeit meines Lebens."