1Mo 41,4
C.H.Spurgeon
,,Die häßlichen und mageren Kühe fraßen die sieben schönen,
fetten Kühe."
1 Mose 41, 4.
Pharaos Traum hat sich schon zu oft in den Erlebnissen meines
wachenden Zustandes erfüllt. Meine Tage träger Ruhe haben alles,
was ich in den Wochen emsigen Fleißes zustandegebracht hatte,
schrecklich verwüstet; meine Zeiten frostiger Kühle haben die
ganze belebende Glut meiner Begeisterung und meines Feuereifers
zum Erstarren gebracht; und meine Anwandlungen weltlichen Sinnes
haben mich aus den errungenen Fortschritten in einem göttlichen
Leben wieder weit zurückgeschleudert. Ich erfuhr, wie nötig es
sei, mich zu bewahren vor magern Gebeten, magern Lobliedern,
magerm Gehorsam und magern Herzenserfahrungen; denn sie fressen
das Fett meines Trostes und meines Friedens. Wenn ich das Gebet
auch nur während der allerkürzesten Frist vernachlässige, so
verliere ich alle geistige Frische, die ich schon erlangt habe;
wenn ich nicht neue Vorräte vom Himmel beziehe, verzehrt sich
das alte Korn meiner Scheune bald in der Hungersnot, die über
meine Seele hereinbricht. Wenn die Raupen der Gleichgültigkeit,
die Heuschrecken der Weltlust und die Blattläuse der
Selbstgefälligkeit mein Herz ganz kahl und öde gemacht haben,
und meine Seele darob anfängt zu welken, dann ist all mein
früheres Gedeihen und Wachstum in der Gnade und all meine vorige
Fruchtbarkeit in einem gottseligen Wesen umsonst. Wie sollte ich
mich doch so ernstlich hüten vor den häßlichen, magern Tagen,
vor den freßgierigen Stunden! Wenn ich Tag für Tag dem Ziel
meiner Sehnsucht zueile, ich würde es bald, bald erreichen, aber
häufige Verirrungen halten mich noch in weiter Ferne zurück von
dem Preis meines erhabenen Berufs und berauben mich der
Siegesfrüchte, die ich schon erkämpft hatte. Der einzige Weg,
auf welchem alle meine Tage können zu ,,fetten Kühen" werden,
ist der, daß ich sie auf die rechte Weide führe, daß ich sie
zubringe in der Gemeinschaft des Herrn, in seinem Dienst, unter
seinen Augen, in seiner Furcht und auf seinen Wegen. Warum
sollte nicht jedes folgende Jahr reicher sein an Labung, Leben,
Liebe, Lob und Lust? Ich bin den himmlischen Hügeln näher, und
sollte darum meinem Herrn ähnlicher werden. O Herr, halte den
Fluch der Häßlichkeit ferne von mir; gib, daß ich nicht ausrufen
müsse: ,,Wie mager, wie mager, wehe mir!" sondern möge ich fett
werden in Deinem Hause, damit ich Deinen Namen preise.