1Mo 32,30
C.Eichhorn
Israel oder: Durch Nacht zum Licht (VI)
Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißest
du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und
er segnete ihn daselbst. 1.Mose 32, 30
Nun empfing er den Segen, den er sich früher in unlauterem
Selbstwirken erschlichen hatte. Worin bestand wohl dieser
Segen? Nicht in Worten. Gott segnet mit der Tat. Es ging
in dieser Stunde das Gnadenantlitz Gottes über ihm auf.
Er empfing volle Vergebung seiner Sünden. Jehova schenkte
sich ihm selbst. Er wandte ihm sein Herz, seine Liebe zu. -
Segnungen hatte Jakob schon gar viele empfangen.
Er bekennt es selbst: "Ich bin viel zu gering aller
Barmherzigkeitserweisungen." Nun erhielt er den Segen
schlechthin. Er dachte auch nicht an die Gefahr, die ihm von
Esau her drohte. Es lag ihm nur eins am Herzen: Gnade bei
Gott zu haben. Und diese fand er. Es ging bei ihm nach dem
Lied: "Ich habe die Sünde von Herzen verflucht und habe die
Gnade mit Tränen gesucht. Ich hab' mit dem Herrn im Glauben
gerungen und hab' ihn mit Weinen und Beten bezwungen. So
wahr wie die Sonne am Himmel hoch pranget: Ich habe Vergebung
der Sünden erlanget." - Die mancherlei irdischen Gaben Gottes
sind gleichsam Fußspuren seines Segens. Aber nun durfte er
Gott ins Auge schauen, in das lichtvolle, strahlende Antlitz
seiner Barmherzigkeit. - Für uns im Neuen Bund ist der Segen
Gottes der Heilige Geist, der uns den Herrn Jesus ins Herz
bringt, so daß wir nicht nur etwas empfangen, sondern ihn
selbst und in ihm Vergebung der Sünden und Frieden mit Gott.
Als Jakob gesegnet wurde, da wurde sein ganzes Wesen
durchströmt von Licht und Liebe. Wenn wir im Glauben den
Segen Gottes empfangen, dürfen wir mit Paulus ausrufen:
"Gott sei Dank für seine unaussprechliche Gabe!" - Als Jakob
später mit Esau zusammentraf, konnte er sprechen: "Ich habe
alles" (Kap. 33, 11), während Esau nur sagen konnte: "Ich
habe genug." Warum hatte Jakob alles? Weil er den Herrn
selbst hatte. Jakob fragt: "Wie heißt du?" Die Frage war
überflüssig. Die Antwort darauf war damit gegeben, daß er
den Segen empfing. So kann nur Gott handeln. Wer Gottes
Gnade und Frieden erfährt, der hat Gott erlebt. Man kann von
Gott allerlei sagen und die Menschen von ihm unterrichten.
Aber erkannt wird Gott erst auf dem Weg des Erlebens. So ist
es auch mit der Sünde. Man kann von ihr allerlei Erklärungen
geben. Aber was Sünde ist, weiß nur der, dessen Gewissen
erwacht und der unter die furchtbaren Anklagen gestellt wird.
So weiß, wer Gott ist, nur einer, der empfangen hat, was kein
Mensch geben kann: die Gewißheit der Vergebung und den
Frieden des Herzens. Nun ist dir Gott keine unbekannte
und unerforschte Größe mehr, sondern er ist dein Erbarmer,
der dich liebt. Jakob hieß die Stätte Pniel, zu deutsch:
Angesicht Gottes. Hier hat ihm Gott sein Antlitz, das heißt
sein eigentlichstes und innerstes Wesen, seine Gnade,
geoffenbart. Die Hand Gottes drückt seine Macht aus.
Im Angesicht leuchtet seine Liebe. Gott ist Liebe.