1Mo 32,10
A.Christlieb
Hinweise aus Jakobs Gebetsleben
»Weiter sprach Jakob: Gott meines Vaters Abraham und Gott
meines Vaters Isaak, Herr, der du zu mir gesagt hast: Zieh
wieder in dein Land und zu deiner Freundschaft, ich will dir
wohltun; ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller
Treue, die du an deinem Knecht getan hast; denn ich hatte
nicht mehr als diesen Stab, da ich über diesen Jordan ging,
und nun bin ich zwei Heere geworden. Errette mich von der
Hand meines Bruders, von der Hand Esaus; denn ich fürchte
mich vor ihm, daß er nicht komme und schlage mich, die Mütter
samt den Kindern. Du hast gesagt: Ich will dir wohltun und
deinen Samen machen wie den Sand am Meer, den man nicht
zählen kann vor der Menge« (1. Mose 32, 10-13).
Aus diesem Gebet Jakobs können wir drei Hinweise für unser
eigenes Gebetsleben entnehmen.
1. Das Gebet stützt sich auf die Verheißungen Gottes
Jakob beginnt damit, daß er Gott an sein Wort erinnert: »Du
hast zu mir gesagt: Zieh wieder in dein Land, ich will dir
wohltun.« Er schließt sein Gebet, indem er sich abermals an
die Verheißung Gottes klammert, die ihm in jenem Traum von
der Himmelsleiter gegeben worden war: »Du hast gesagt: Ich
will dir wohltun und deinen Samen machen wie den Sand am
Meer.
So sollen auch wir uns auf die Verheißung Gottes stützen
lernen. Es gibt so viele Verheißungen, die wir ergreifen
dürfen, wenn wir zum Gnadenthron kommen. Das wird dem Gebet
Kraft verleihen. David sei uns darin auch ein Vorbild, wenn
er betet: »Mein Herz hält dir vor dein Wort: >Ihr sollt mein
Antlitz suchen.< Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz«
(Ps. 27, 8).
2. Der Beter vergißt den Dank und die Beugung nicht
Jakob wollte um Hilfe gegen seinen Bruder Esau beten. Aber
ein richtiges Gefühl sagte ihm: »Zuerst muß ich mich in
tiefem Dank für vergangene Wohltaten vor Gott beugen.«
Deshalb sagt er vor seinem Bittgebet: »Ich bin zu gering
aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem
Knechte getan hast.« Wie manche Gebete sind kraftlos, weil
dieses Stück vergessen wird! Man klagt wohl seine Not vor
Gott; aber man vergißt es, sich erst demütig zu beugen und
dankbar Gottes bisherige Treue zu preisen.
Laßt uns bei der Aufforderung des Paulus, alle unsere Dinge
im Gebet vor Gott kund werden zu lassen, nicht vergessen, daß
hinzugefügt wird: »mit Danksagung« (Phil. 4, 6)!
3. Ein ganz bestimmtes Anliegen wird vor Gott ausgebreitet
»Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand
Esaus«, betet Jakob. Das war eine bestimmte Bitte. Wie
köstlich ist es, daß wir nicht nur die allgemeinen Gebete,
die sich in diesem oder jenem Gebetbuch vorfinden, sondern
unsere ganz speziellen Angelegenheiten, unser Verhältnis zu
diesem oder jenem Nachbarn, unser körperliches Gebrechen,
unsere innere Versuchlichkeit zur Lieblingssünde, unsern
Mangel an Weisheit bei schwierigen Begegnungen vor Gott
ausbreiten dürfen!
Laßt uns diese drei Hinweise mit hineinnehmen in unser
Kämmerlein und treulich beachten. Jakob wurde auf jenes
Gebet hin über Bitten erhört; denn er wurde nicht nur vor
Esaus Rache bewahrt, sondern von seinem Bruder sogar unter
Tränen und mit Liebe empfangen. Gott kann auch unser Flehen
erhören.