1Mo 22,11
J.Kroeker
Über unsere Glaubensopfer für Gott.
"Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel zu und sprach:
Abraham! Abraham! Er sprach: Hier bin ich. Da sprach Er:
Strecke deine Hand nicht an den Knaben, und tue ihm nicht
das Geringste; denn jetzt habe Ich erkannt, dass du
gottesfürchtig bist und hast mir deinen Sohn, den einzigen
Sohn, nicht verweigert." 1.Mose 22,11-13.
Das war eine Lösung seines inneren Konflikts, eine Aufhebung
der Gegensätze zwischen Offenbarung und Offenbarung, wie
allein Gott sie zu geben vermag. Jetzt begriff Abraham, dass
es von Gottes Seite nur eine Prüfung, von seiner Seite jedoch
eine erlebte Hingabe gewesen war. Und diese wollte Gott
erreichen. Nicht ein Menschenopfer, nicht den Isaak als
blutiges Opfer verlangte Gott, sondern den sichtbaren Erweis,
dass der Glaube Abrahams Ihm auch das Letzte und Teuerste als
Ausdruck der Anbetung zu bringen vermochte. In Isaak hatte
sich Abraham selbst geopfert und den Weg nach Morija als
einen Weg zur Anbetung bezeichnet.
Nun sorgte Gott selbst für das eigentliche Opferlamm. Als
Abraham seine Augen aufhob, sah er einen Widder, der durch
ein Gehege an seinen Hörnern festgehalten wurde. Er ging hin
und opferte das Tier an seines Sohnes Statt. Isaak empfing
er jedoch wieder und zwar als eine Gabe, die er hinfort nicht
mehr selbst besaß, sondern die Gott geopfert war. Und nie
wird die Geschichte Israels eher zur Ruhe kommen, bis Gott
dieses Ziel mit dem ganzen Volk wird erreicht haben. Die
"Akedah Isaaks", die Hingabe des Höchsten und Letzten, stand
am Ende der Glaubenswege Abrahams. Sie steht auch am Ende
der Geschichte Israels. Erst wer Abraham verstanden hat,
versteht auch Gottes Absichten mit diesem Volk. Wohl irrt
es heute. Wohl trägt es wieder Jahrtausende das Joch der
Staaten, überall heimatlos und doch nicht verlassen, überall
zertreten und doch nicht sterbend. Was wird es sein, wenn
Gott wieder mit diesem Volk beginnen und es so erlösen wird,
dass es auch den Weg nach Morija geht, und in der Opferung
seiner letzten und höchsten Gaben einen Ausdruck der Anbetung
sieht. So steht die Akedah Isaaks am Ende der Geschichte
Abrahams und wirft ihr prophetisches Licht über die dunklen
Jahrtausende des jüdischen Volkes und lässt am Ende seiner
Geschichte jenen Tag sichtbar werden, wo das ganze Volk sich
selbst in seinem Opfer Gott darbringen wird.
Dann erfüllt sich jene große Schau von der Wiederherstellung
dieses Volkes, wie Paulus sie hatte und wie er sie uns in
Römer neun bis elf hinterlassen hat. Nur von Gott her ist
Hoffnung auf diese Wiederherstellung, denn Gott vermag auch
Leben aus den Toten zu rufen.