1Mo 22,1
J.Kroeker
Über unsere Glaubensopfer für Gott.
"Nach dieser Geschichte versuchte Gott Abraham und sprach
zu ihm: Abraham! Und er antwortete: Hier bin ich! Und Er
sprach: Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du lieb hast,
und gehe hin in das Land Morija und opfere ihn daselbst zum
Brandopfer auf einem Berge, den Ich dir sagen werde."
1.Mose 22,1-3.
Nun stand vor der Seele Abrahams Offenbarung gegen
Offenbarung. Alles, was Gott bisher mit Abraham erreicht
hatte, alles, worauf die Hoffnungen Abrahams sich bisher
stützen konnten, schien mit diesen Worten seines Gottes
umgeworfen zu werden. Wort Gottes stand gegen Wort Gottes,
eine Offenbarung hob die andere auf. Das musste - und muss
auch heute noch - eine auf Gottes Offenbarung eingestellte
Seele in die allertiefsten innerlichen Konflikte führen. Vor
den Glaubensblicken Abrahams lag eine Nacht, wie sie nicht
dunkler sein konnte. Der Empfangene und Einzige, Isaak,
sollte geopfert werden. Abraham sah sich trotz all der ihm
gewordenen Verheißungen wieder allein stehen, wie er allein
war, als er sich in Haran von Gott berufen sah. Lech-l'cha
hatte Gott damals am Anfang seines Glaubenslebens zu ihm
gesprochen. Er sprach es wieder, wo Abraham am Ende seines
Lebens stand. Ja, wie unverständlich und voller Konflikte
und Rätsel kann das Leben werden, das zwischen diesem Anfang
und diesem Ende liegt.
Aber Offenbarung hebt Offenbarung niemals auf. Hat es
zunächst auch den Anschein, erblickt der Glaube zunächst auch
keine Lösung, sie folgt um so herrlicher und überwältigender,
je unlösbarer die Situation zu sein scheint. Auch für
Abraham kam die Lösung, wenn auch erst am Ende des schweren
Opferweges. Der Glaube musste auch diesen Weg gehen, ohne zu
sehen und ohne zu wissen, wie derselbe enden würde. Erst als
er ihn ging, wurde er schließlich licht und endete mit
Herrlichkeit. Erst mussten - in weit späteren Zeiten - die
Priester im Glauben mit der Bundeslade in den Jordan treten,
bevor die Fluten standen und Israel trockenen Weges in sein
Erbe einziehen konnte. Denn nicht, was der Glaube sieht,
sondern das Wort, das ihn inspiriert, ist das Geheimnis
seiner Kraft.
Was Wunder, wenn die Kirche Christi je und je in Abrahams
Opfer ein Vorbild auf das größte aller Opfer gesehen hat, das
Jesus schlechthin Gott darbrachte. Als Er in diesem seinem
Opfer erkannt wurde, wies der Gottesbote am Jordan auf Ihn
hin: "Siehe, das ist Gottes Lamm!" In Jesu Leben war alles
Hingabe an den Vater, alles Dienst unter den Brüdern, alles
Leiden für die Welt, damit diese in Ihm den Weg zum Vater
finden möchte.