1Mo 19,20
Ch.Spurgeon
"Siehe, jene Stadt ist so nahe, daß ich dahin fliehen
könnte; und sie ist klein. Ach, laß mich dahin fliehen!
Ist sie nicht eine kleine Stadt?" 1. Mose 19,20
Hüte dich vor den "kleinen" Anfängen der Sünde. Mit den
Anfängen der Sünde ist es wie wenn man eine Schleuse öffnet.
Zuerst sickert kaum Wasser hindurch, dann kommt ein Tropfen
hervor, darauf entsteht ein kleiner Fluß, endlich ein
Wasserstrom und zuletzt eine Flut - und ein Erdwall wird
davon weggefegt, ein ganzes Land wird überschwemmt. Kleine
Sünden machen es wie Diebe, wenn sie in ein Haus einbrechen
wollen. Sie nehmen dann oft ein kleines Kind mit sich,
lassen das kleine Kind durch ein Fenster, das für sie selbst
zu klein wäre, in das Haus, und dann geht das Kind und öffnet
ihnen die Tür. Ein Verräter innerhalb eines Lagers braucht
nur ein Zwerg zu sein, und doch vermag es die Tore einer
Stadt zu öffnen und eine ganze Armee einzulassen. Zittere
vor der Sünde, mag sie auch noch so klein sein. Du kannst
nicht alles sehen, was in ihr verborgen liegt. Sie ist die
Mutter von tausendfachem Unheil.
Wie bei allen kleinen Dingen, so besteht auch bei kleinen
Sünden eine seltsame Macht der Verfielfältigung. Je
geringfügiger die Schuld ist, desto häufiger tritt sie auf.
Der Elefant hat nur wenig Nachkommenschaft und vermehrt sich
langsam; aber die Blattlaus hat Tausende von Nachkömmlingen,
die in einer einzigen Stunde entstehen. Ebenso ist es mit
kleinen Sünden: Sie vermehren sich mit überwältigender, alle
Begriffe übersteigender Schnelligkeit. Eine wird die Mutter
von Tausenden. Und beachte wohl: Kleine Sünden richten durch
ihr massenhaftes Auftreten ebensoviel Unheil an, als wenn es
große Sünden wären. Sei auf der Hut vor diesem kleinen
Ungeziefer von Sünden; sie können dein Verderben sein. Wenn
dich Satan versucht und spricht: "Ist es nicht eine
Kleinigkeit?", so erwidere ihm: "O Satan, so klein die Sünde
auch sein mag, so kann sie doch meine Seele nicht vernichten,
aber sie wird meinen Frieden untergraben. Du sagst, es sei
nur eine Kleinigkeit, aber mein Heiland hat dafür auf
Golgatha sterben müssen."
Ch.Spurgeon
"Und sie ist klein." 1. Mose 19,20
Diese Worte sind ein Ausruf Lots, aber ich möchte sie aus
dem Zusammenhang herausnehmen und in einer anderen Weise
anwenden. Der Vater der Lüge hält Tausende von Plänen
bereit, durch die er die Seelen der Menschen verderben
möchte. Er gebraucht falsche Gewichte und falsche Waagen, um
sie zu betrügen. Manchmal benutzt er falsche Zeitmaße, indem
er in der einen Stunde erklärt, daß es noch zu früh sei, den
Herrn zu suchen; und zu einer anderen Stunde, daß es nun zu
spät sei. Er bedient sich auch falscher Größenmaße, denn
große Sünden erklärt er für kleine, und von den kleinen
Sünden, die er überhaupt eingesteht, behauptet er später,
daß es mit ihnen gar nichts auf sich habe - daß es höchst
geringfügige Vergehen seien, die eigentlich schon an und
für sich Vergebung verdienten.
Gottesfürchtige Menschen haben sich gerade vor den kleinen
Sünden besonders gefürchtet. Die Märtyrer waren bereit,
lieber die furchtbarsten Qualen zu erleiden, als nur einen
Fingerbreit von der Wahrheit und Gerechtigkeit abzuweichen.
Vielleicht habt ihr von Martin Arethusa gelesen. Er hatte
den Götzentempel in der Stadt, in der er wohnte, vom
Volk niederreißen lassen. Als nun der Kaiser Julian zur
Herrschaft kam, befahl dieser, das Volk solle den Tempel
wieder aufbauen. Bei Todesstrafe wurden sie zum Gehorsam
gezwungen. Aber Arethusa erhob seine Stimme gegen diese
Sünde, so daß sich der Grimm des Königs auf ihn lenkte. Sein
Leben sollte ihm jedoch unter der Bedingung geschenkt werden,
daß er nur ein paar Pfennige zum Bau des Tempels beisteuerte,
ja noch weniger, wenn er dem falschen Gott nur ein wenig
Weihrauch darbringen würde. Aber er fürchtete Gott und
wollte auch nicht die winzigste Sünde begehen, um sein Leben
zu retten. Dann wurde er mit Messern zerstochen und mit
Honig beschmiert, so daß er den Wespen zur Beute fiel und
totgestochen wurde. Er konnte seinen Leib den Wespen opfern,
aber er konnte und wagte nicht, gegen Gott zu sündigen.