1Mo 18,22
A.Christlieb
Abram blieb stehen vor dem Herrn. 1. Mose 18, 22
Gott der Herr ist einmal dem Abram erschienen, zusammen mit
zwei Engeln. Er teilte seinem treuen Knechte mit, daß über
Sodom ein Gericht beschlossen sei. Die beiden Engel gingen
in Gottes Auftrag nach Sodom. Abram aber suchte in
barmherziger Liebe das Strafgericht abzuwenden. E r b l i e b
s t e h e n v o r G o t t. Wir leben in einer hastigen,
schnellebigen Zeit. Alles muß schnell abgemacht werden. Die
Hast und Oberflächlichkeit überträgt sich auch auf das innere
Leben. Zum Forschen in der Heiligen Schrift ist keine
Zeit mehr vorhanden. Gebet und Hausandacht werden auf ein
Mindestmaß beschränkt. Darum gibt es so viele Christen,
denen das innere Mark fehlt. Sie sind kaum zu unterscheiden
von den Weltmenschen. -
Für unsere Zeit ist nichts so notwendig als Menschen, von
denen es heißt, wie von Abram: ,,Er blieb stehen vor Gott.''
- Wir wollen täglich eine Zeit haben, wo Gott allein vor uns
steht und wir vor Gott. - Abram bekam über dem Gebet immer
mehr Mut. Zuerst bat er Gott, Sodom zu verschonen, wenn 50
Gerechte darin waren. Zuletzt wagte er zu bitten, Gott möge
schonen, wenn auch nur 10 Gerechte sich vorfänden. Mit dem
Mute wuchs aber auch in gleichem Maße die Demut Abrams.
Es ist nichts von unehrerbietiger Dreistigkeit bei ihm zu
spüren. Er sieht sich nicht an als eine bevorzugte Person,
sondern spricht: ,,Ach siehe, ich habe mich unterstanden, zu
reden mit dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin." Als
Abram merkt, daß Gott auf sein Bitten um Schonung eingeht,
spricht er: ,,Zürne nicht, daß ich noch mehr rede." Und
späterhin heißt es: ,,Ach, zürne nicht, daß ich nur noch
einmal rede!" - So sieht echtes Gebetsleben aus. Je höher
der Glaubensflug, desto tiefer die Demut. - Das wollen wir
lernen von Abram als Beter.