1Mo 17,12
J.Kroeker
Von unserem Gottgeweihtsein.
"Beschnitten soll bei euch jeder Männliche werden, sodass ihr
beschnitten werdet an dem Fleische eurer Vorhaut und dies zum
Bundeszeichen werde zwischen mir und euch!" 1.Mose 17,12.
Der Sinn der äußerlichen Beschneidung ist innerliche
Einschränkung, Begrenzung, sittliche Zucht. Vorhaut am
Fleisch bezeichnet mithin jenen Zustand, wo der Mensch nicht
den Gegenstand beherrscht, über den zu herrschen er berufen
ist. Jedes Menschen eigentliche Bestimmung ist, dass nicht
das Fleisch mit seinen Neigungen, Trieben, Anlagen herrsche
über seinen Geist, sondern sein Geist herrsche über das
Fleisch. Ein rein natürliches Instinktleben führt das Tier.
Niemals jedoch der Mensch. Sobald bei ihm das Fleisch mit
den ihm innewohnenden Trieben herrscht, leidet seine geistige
Persönlichkeit und wird sein Leben und seine Zukunft
entsittlicht und entheiligt. Nicht Herr, nur Diener seines
Geistes soll beim Menschen das Fleisch, seine gegenwärtige
physische Leiblichkeit sein.
"Das Fleisch eurer Vorhaut" bezeichnet mithin einen
innerlichen Zustand, in welchem der Mensch nicht die
Herrschaft über seinen Leib hat. In solch einem Zustande
konnte Abraham aber nicht der Vater eines Isaak und die
geistige Vaterschaft der wogenden Menge der Völker werden.
Geistige und sittliche Kräfte zur Erhaltung und Befruchtung
der Völker können nur von geistigen und sittlichen
Persönlichkeiten ausgehen. Das Fleisch kennt in seinen
Trieben nur die Mittelbarkeit. Es ist daher unfähig für
den Empfang des unmittelbaren Wirkens Gottes. Der Geist
des Menschen dagegen kann empfänglich sein für göttliche
Erleuchtung und Kraftwirkungen. Er vermag sich abhängig
machen zu lassen von der göttlichen Offenbarung und den
höheren Geisteswirkungen. Daher kann der Leib zwar Diener,
jedoch niemals Herr des geistlichen Menschen, Tempel, aber
niemals Herr des Tempels sein.
Nicht vernichtet, sondern durch den Geist geheiligt sollen
die Kräfte und Fähigkeiten des Leibes werden. Mithin wollte
Gott auch dem Abraham durch das Symbol der Beschneidung nahe
legen, dass ein in der Glaubenshingabe an Gott vollzogenes
Geistesleben sich nur äußern könne durch ein entsprechend
geheiligtes Leibesleben. Im Geiste Gott und mit dem Leibe
dem Teufel dienen. - das gibt keine Väter des Glaubens und
keine Erben der Verheißung, die der Welt eine gottgewolltere
Zukunft zu geben vermögen. Ein Isaak als zukünftiger Erbe
und Träger der göttlichen Offenbarung kann nicht von einem
Abraham gezeugt werden, der in der "Vorhaut seines Fleisches"
lebt.