1Mo 16,15
J.Kroeker
Vom Versagen unseres Glaubens.
"Hagar gebar dann dem Abraham einen Sohn, und Abraham gab
seinem Sohne, den Hagar geboren hatte, den Namen Ismael.
Abraham war aber sechsundachtzig Jahre alt, als Hagar ihm
Ismael gebar." 1.Mose 16,15-16.
Abrams Glaube war stark genug gewesen, auf Gottes Berufung
hin aus Haran nach Kanaan zu ziehen. Aber er erwies sich zu
schwach, Gottes Stunde abzuwarten, wo es sich um den Empfang
Isaaks handelte. Ismaels Geburt war nur die sichtbare Frucht
von dem innerlichen Versagen seines Vertrauens. Und noch
immer griff der Mensch zu menschlichen Mitteln, um
göttliche Verheißungen zur Erfüllung zu bringen, sobald
er das unbedingte Vertrauen zum Handeln Gottes verlor.
Sechsundachtzig Jahre (also elf Jahre nach seiner Berufung)
war Abram, als ihm Ismael geboren wurde. Erst als er
neunundneunzig Jahre alt war, ward Jahve ihm aufs Neue
sichtbar und sprach zu ihm: "Ich bin El Schaddai, wandle
(als) vor meinem Angesichte und werde vollendet."
Wie reich an wahrem Gotterleben waren die elf Jahre gewesen,
wo Abram trotz seines gelegentlichen Versagens dennoch immer
wieder Gott vertraut hatte. Es erfolgte Offenbarung um
Offenbarung von Gottes Seite und Abram sah sich durch sie von
Fall zu Fall inspiriert und konnte im Licht derselben seine
Entscheidung treffen. Wie arm wurde jedoch sein Leben im
Lauf von dreizehn Jahren, wo der Herr ihm nichts zu sagen
hatte. Abram hatte durch seine Zuflucht zu Hagar geredet;
und solange er redete, musste Gott schweigen. Es zeigte
sich, dass er sich in seinen menschlichen Kräften und
Reserven noch nicht ausgegeben hatte. Der Mensch eilt aber
auch in dem Heiligen und Allerheiligsten Gott zu Hilfe,
solange er über einen Rest von eigenen Kräften und Mitteln
verfügt. Anstatt sich durch die Gabe eines Isaak von Gott
begnadigen zu lassen, sucht er sie sich selbst zu erwirken.
Isaak kann aber nur als Geschenk und zwar vom Glauben
empfangen werden. Niemals kann er die Frucht menschlichen
Könnens sein. Solange also Abram Reserven der Kraft in
sich trägt, kann Gott auf dieser Linie nicht zur Erfüllung
bringen, was allein auf der Linie des Glaubens erfüllt werden
kann, und wenn Er auch dreizehn und mehr Jahre warten muss.
Denn Gottes Warten ist für Abram Gewinn. Es ist besser, in
dreizehn Jahren des Wartens Gottes zu einer Persönlichkeit
des Glaubens heranzureifen, die in Isaak den Sohn der
Verheißung zu empfangen vermag, als ohne den wahren Träger
des Segens für die Zukunft zu bleiben.