1Mo 14,18
A.Christlieb
Und Melchisedek, der König von Salem, trug Brot und Wein
hervor. 1. Mose 14, 18
Das Neue Testament schildert in Hebr. 7, 1-22 ganz eingehend
Melchisedek als ein Vorbild unseres Heilandes. Dieser Mann
ist eine wunderbare Erscheinung. Sein Name hat tiefe
Bedeutung. Melchisedek heißt: König der Gerechtigkeit.
Diesen Namen mag er bei seiner Thronbesteigung angenommen
haben. Er wollte damit sagen: In meinem Reiche soll
Gerechtigkeit herrschen. Die Sünde soll gehaßt und abgetan
werden, Gerechtigkeit geübt und geliebt werden. Sein Reich
hatte den Namen ,,Salem" - Frieden. ,,Melchisedek von Salem"
bedeutet: ,,Der Friedenskönig der Gerechtigkeit". Wie paßt
dieser Titel zu unserem Heiland: Er haßt die Sünde und
liebt die Gerechtigkeit. In seinem Reiche droben gibt es
weder Neid noch Streit. - Doch nicht nur Name und Titel
Melchisedeks sind vorbildlich für den Herrn Jesus, auch sein
Tun. Wie Melchisedek den Abram schützte vor Überheblichkeit,
so bewahrt der Heiland die Seinen vor Hochmut. Er tritt
ihnen nahe, wenn der Fürst dieser Welt sie durch irdische
Anerbietungen auf Abwege lockt. Wie Melchisedek dem Abram
Tischgemeinschaft gewährte, so tut der Heiland mit den Seinen
hier auf Erden - beim heiligen Abendmahl - und einst auch
droben, wo er ,,neu trinken" wird vom Gewächs des Weinstocks
mit den Seinen (Matth. 26, 29). Aber die tiefe, beglückende
Gemeinschaft mit den Seinen bietet er ihnen nicht nur bei
besonderen Höhepunkten, sondern alle Tage. In der stillen,
heiligen Gemeinschaft im Gebetskämmerlein füllt er sie mit
solchem Segen, daß einer von ihnen, der fromme Tersteegen,
sagen konnte: ,,Werft den Kindern dieser Erde ihren armen Kot
zu Fuß." - Die Abgabe des Zehnten an Melchisedek war von
seiten Abrams Sinnbild seiner Unterwerfung unter dessen
königliche Gewalt. - Wohl dem Menschen, der sich selbst dem
Heiland unterwirft. Als treuer Untertan wird er einmal
Aufnahme finden im oberen Salem.