1Mo 12,18
J.Kroeker
Von Abraham und seinem Fall.
"Da rief Pharao den Abraham und sprach: Was hast du mir da
angerichtet! Warum hast du mir nicht gleich gesagt, dass
sie deine Frau ist? Warum hast du gesagt, sie sei deine
Schwester?" 1.Mose 12,18 f.
Abraham war berufen worden, mit dem Lichte der göttlichen
Offenbarung als Prophet Gottes das Gewissen der Welt zu sein.
Nun musste die Welt zum Gewissen Abrahams werden. Es ist
immer erschütternd und äußerst demütigend für Gottes
Berufene, wenn der Herr eines Tages ihnen nur noch durch das
natürliche Rechtsgefühl der Welt das sagen kann, was Er ihnen
so gern zuvor durch göttliche Erleuchtung gesagt hätte. Wen
Gott nicht ohne Versuchung allein durch Offenbarung in seine
Erlösung hineinzuziehen vermochte, den suchte Er noch immer
auf dem weit schwereren Wege der Versuchung zu erlösen.
Selig, wer dann die Sprache Gottes durch die Versuchung
verstand. Er wird sich vor der Sprache der Gerichte bewahrt
sehen! Bei wem jedoch auch die Versuchung nicht ausreichte,
um Gottes Sprache zu verstehen, der musste eines Tages die
Gerichte reden hören, die ihm nun das enthüllen mussten, was
ihm Gottes Offenbarung mit ihrem Lichte sagen wollte. Denn
wie oft waren augenblickliche Gerichte im Leben des Menschen
das letzte und äußerste Mittel, das Gott in seiner Liebe
anwenden konnte, um für die Zukunft den zu retten, der ohne
Gericht dauernd verloren gegangen wäre.
Gott selbst jedoch wachte über Abrahams Fall, dass er nicht
tiefer sein durfte, als er zunächst zur Erziehung Abrahams
nötig war. Denn Gott ist es nicht um den Fall seiner
Erwählten zu tun, sondern um deren Erlösung. Er sorgte
dafür, dass Abraham durch die Welt selbst ausgeschieden
wurde, da er als Berufener Gottes nicht mehr zur Welt
gehörte. "Pharao bestellte Leute über ihn, die ihn, seine
Frau und alles Seinige entließen." Dies war nicht nur eine
Freundlichkeit Pharaos Abraham gegenüber, sondern auch eine
Beschränkung Abrahams in seinem Entschluss und in seiner
Bewegungsfreiheit. Pharaos Leute hatten dafür zu sorgen,
dass er das Land verließ. Ist der Glaube Abrahams schwach
geworden in seinen Entschlüssen und Handlungen, dann lässt
Gott weltliche Kräfte mitwirken, dass er als Erwählter Gottes
wieder auf die richtige Fährte kommt. Wie hat sich das in
der späteren Geschichte Israels und auch der Kirche Christi
so oft wiederholt, was Abraham hier im Prinzip erlebte.
Suchten Israel und die Kirche in Ägypten eine Weltvermählung,
um sich vor der Hungersnot auf dem Boden der Separation des
Glaubens retten zu können, dann bestellte Gott eines Tages
die Knechte der Welt, um den aus Ägypten zu führen, der als
Fremdling nicht zu Ägypten gehörte.