1Mo 9,8
J.Kroeker
Über unseren Glaubensumgang mit Gott.
"Und Gott sagte zu Noah und seinen Söhnen mit ihm: Siehe,
Ich richte mit euch einen Bund auf und mit eurem Samen
nach euch." 1.Mose 9,8.9
Nachdem Noah durch sein Opfer zu Gott geredet hatte, redete
Gott zu Noah. Im wirklichen Glaubensumgang mit Gott wechseln
Gebet und Offenbarung immer wieder miteinander ab. Die Seele
atmet ihr eigenes Leben im Gebet aus und empfängt neues von
Gott durch Offenbarung. Es ist jenes Geben und Nehmen, in
welchem das ganze Geheimnis unserer Gemeinschaft mit Gott
besteht. Daher sagte auch Jesus einst zu seinen Jüngern,
denen er im Bild des Weinstocks sein organisches
Lebensverhältnis zu ihnen klargelegt hatte: "Bleibt in mir,
und Ich bleibe in euch, denn ohne mich könnt ihr nichts tun."
Die Lebensgemeinschaft des Menschen mit der oberen Welt ist
niemals nur ein formaler Gottesdienst oder eine kultische
Handlung oder gesetzliche Leistung. Sie ist jener innerliche
Umgang, da die Seele gibt, was sie besitzt, und empfängt, was
Gott ihr darreicht.
Wenn die Schrift nun bei diesem Verkehr des Menschen
mit Gott so viel von Offenbarungen spricht, so bezeichnet
sie damit jenes göttliche Licht und Leben, die der Mensch
von Gott empfängt. Offenbarung ist nichts anderes als
Selbstmitteilung Gottes. Was Gott in seiner Fülle an Leben
und Licht, an Friede und erlösender Kraft besitzt, sucht Er
auf dem Wege der Selbstenthüllung denen mitzuteilen, die ihr
Leben in Ihm gefunden haben. Als solch eine Persönlichkeit
schildert die Schrift auch das Leben eines Noah. Schon
zu seinen Zeiten schöpfte er Gnade um Gnade aus Gottes
Lebensfülle. Das Geheimnis, das ihn von dem untergegangenen
Zeitalter so wesentlich unterschieden hatte, war sein Umgang
und Wandel mit Gott gewesen.
Eine Gemeinschaft nun, die durch solche Selbstmitteilung
Gottes und Glaubenshingabe des Menschen aufgebaut wird, ist
in ihrem Reichtum ohne Grenzen. Denn Gott hat sich in all
seinen Schöpfungen nie erschöpft und in all seinen
Offenbarungen nie ausgegeben, so reich sie je und je in der
Heilsgeschichte der Menschheit auch waren. Auch in seiner
Offenbarungsfülle ist Gott Unendlichkeit. Großes hatte der
Herr daher auch dem Noah mitzuteilen, als dieser ihm durch
sein Opfer kundgetan hatte, dass er und die neue Schöpfung
nichts anderes als eine Offenbarungsstätte Gottes für die
Zukunft sein möchten. "Ich will" meinen Bund aufrichten mit
euch und "Ich will" ansehen meinen Bogen in den Wolken, dass
hinfort nicht mehr eine Gerichtsflut über alles Fleisch auf
Erden kommen soll. Das war die gewaltige Gottesbotschaft,
die hinfort in diesem Bundesbogen für die kommende Menschheit
liegen sollte. Erlöste haben diese Botschaft vernommen und
beugen anbetend ihre Knie nicht vor dem Bundesbogen, wohl
aber vor dem Bundesgott.