1Mo 3,3
J.Kroeker
Von Adam und seinem Fall.
"Von der Frucht des Baumes mitten im Garten hat Gott gesagt:
Esset nicht davon, rühret sie auch nicht an, damit ihr nicht
sterbet!" 1.Mose 3,3.
Auch in seinem gefallenen Zustand ist der Mensch als
lebendige Persönlichkeit unsterblich. Die Frau starb jedoch
hinfort der göttlichen Offenbarung und lebte der Inspiration
des Tieres. Darin lag die ganze Tiefe ihres Falles. Das ist
jedoch in Gottes Augen Todesleben mit all seiner mitfolgenden
Qual. Worin der Mensch sein Leben und seine Zukunft zu
finden hofft, gereicht ihm zum Gericht. In dieser Tragik
schreibt die Welt ihre Geschichte und baut sie an ihrem
Kultur-Paradies.
Denn damit, dass der Mensch des natürlichen Todes stirbt,
hört er noch nicht auf zu sein. Eva starb also nicht, indem
sie aufhörte zu sein. Aber sie starb, indem sie aufhörte zu
sein, was sie war, und indem sie niemals hinfort mehr werden
konnte, was sie sein wollte.
Wie verständlich wird von diesem Standpunkte aus die ganze
spätere Erlösungsfrage. Wer den Boden des Todeszustandes als
sein Leben betrat, der konnte selbst von hier aus niemals
mehr den Boden des göttlichen Lebens gewinnen. Kein Zustand
führt über sich selbst hinaus. Daher trug Jesus das
Lebensevangelium wieder in die menschliche Todesschöpfung
hinein. Wie das Schlangenevangelium seine Inspirationen in
das Paradies trug, so trug Jesus als Heiland der Welt das
Lebensevangelium in das Todesexil der Menschheit. "Es sei
denn, Nikodemus, dass der Mensch von neuem geboren werde,
sonst kann er das Reich Gottes nicht sehen." Der Weg ins
Reich des Lebens aus dem Zustand des Todes ist allein der
der Geburt auf Grund göttlicher Heilstat. Wer in das
Himmelreich hinein will, muss einwilligen, sich in den
Himmelreichszustand versetzen zu lassen.
Als Sterbende zog die Frau alsdann den Mann mit in ihr
Sterben. Als die Verkörperung des empfangenden Prinzips im
Menschen war sie die zunächst Versuchte und Gefallene. Aber
in diesem Todeszustand war auch sie wieder die zunächst
Erlöste. Der Heiland der Welt wurde von der Frau empfangen
und geboren. Die Geburtsstunde der Gemeinde Jesu Christi ist
aufs engste mit Frauen verbunden. Und die Kraft des Reiches
Gottes in der Gegenwart sieht sich wesentlich bestimmt durch
das starke und selbstlose Mitwirken der Frau. War sie die
erste Verführerin der Menschheit, so erwies sie sich erlöst
vielfach auch als die erste Botin und Trägerin des Lebens.
Liegen doch bisher nicht selten die ersten Zellen des Lebens
in der Reichsgottesgeschichte im engsten Wirkungskreis der
Frau.