1Mo 3,2
J.Kroeker
Von Adam und seinem Fall.
"Und die Schlange sprach zur Frau: Hat Gott wirklich gesagt,
ihr dürft nicht essen von jedem Baum im Garten? Da sprach
die Frau zur Schlange: Wir essen von der Frucht der Bäume im
Garten, aber von der Frucht des Baumes mitten im Garten hat
Gott gesagt: Esset nicht davon, rührt sie auch nicht an,
damit ihr nicht sterbet!" 1.Mose 3,2-4.
Es handelt sich mithin in diesem Verbot unverkennbar um
die freiwillige Unterwerfung der sinnlichen Natur des
Menschen unter den ihm geoffenbarten Gotteswillen. Seine
Sohnesfreiheit musste ihm die Möglichkeit geben, entweder den
Willen des Vaters über das Geschöpf, oder aber die Frucht der
Erde über den Willen Gottes zu stellen. Es fragt sich somit,
ob der Mensch sich von Fall zu Fall für die Herrschaft der
Offenbarung Gottes oder für den Genuss der Frucht des
Paradieses entscheiden wolle. Sollte der Kindesgehorsam im
Menschen in seiner Stellung zu Gott nicht nur instinktiv,
nur rein naturhaft sein, sondern sich geistig vollenden, so
musste ihm mithin auch das Paradies mit seinem Baum der
Erkenntnis zu einem Versuchungsboden werden können. Die
Fähigkeit zu sündigen, d.h. sich innerlich für etwas anderes
als für die Offenbarung Gottes zu entscheiden, schloss daher
auch das Paradies für den Menschen nicht aus.
Denn als "Adam", als Mensch vor dem Fall, besaß er seine
Gottebenbildlichkeit nur als eine anerschaffene, naturhafte,
nicht aber als eine selbsterwählte, geistige. Diese
Ebenbildlichkeit oder Sohnesstellung konnte sich auf Grund
der Freiheit des Geistes entweder für das Naturhafte oder für
das Geistige entscheiden. Das Naturhafte seines Wesens sah
sich angezogen, wie später der Fall zeigte, von dem Reiz und
der Frucht der Erde, von deren Staub der körperliche Mensch,
wenn auch als Bild Gottes, gebildet war. Das Geistige in ihm
zog jedoch zur Offenbarung und zu deren Quelle, zu Gott
selbst hin. Am Baum der Erkenntnis und an dem mit demselben
verbundenen Verbot als Gottesoffenbarung sollte nun offenbar
werden, was der Mensch in seiner Freiheit erwählen würde.
Wird ihm die Offenbarung Gottes das Gute schlechthin und eine
von Gott verbotene Frucht, auch wenn sie im Paradiese wächst,
das Böse sein, oder wird er eine andere Entscheidung treffen.
Die Entscheidung für die Offenbarung als sein Leben und seine
Zukunft konnte allein von seinem Geiste, als dem Hauche
Gottes, getroffen werden. In der Entscheidung jedoch für die
verbotene Frucht der Erde entschied das Naturhafte, die
seelische Gesinnung des Menschen und machte ihn unabhängig
von Gott und abhängig von der Erde.