1Mo 1,15
J.Kroeker
Von seinem wunderbaren Schöpfungswerk.
"Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels,
die da scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten,
Tage und Jahre, und seien Lichter an der Feste des Himmels,
dass sie scheinen auf Erden. Und es geschah also." 1.Mose
1,14-15.
Wer auch in seinem Innenleben bewusst den vierten
Schöpfungstag erlebt, der entdeckt, wie gerade die Nacht
es uns enthüllt, welch ein Gefolge von himmlischen, in sich
geschlossenen Lichtkörpern die Erde auch auf ihrem Gang durch
die Finsternis hat. Mag die Nacht im ewigen Wechsel sie auch
immer wieder überfallen, so herrscht sie doch von nun an nie
mehr dauernd und ungebrochen. Hinter allem düsteren Gewölk
des Tages steht Christus als Sonne der Gerechtigkeit und
lässt aus jedem Abend einen neuen Tag werden. Selbst in die
dunkelste Nacht leuchten hinein die Geister der vollendeten
Gerechten und die Menge vieler tausend Engel. Sie singen
ihren Psalm der Vollendung mit seinem Evangelium in unser
vielfach so dunkles Leben hinein. Der Gang der streitenden
Kirche und ihrer Glieder kann daher auch in der dunkelsten
Nacht nicht mehr einsam werden. Sie ist umgeben von einer
triumphierenden Kirche, die vollen Anteil nimmt an dem
Werden und der Vollendung der noch kämpfenden auf Erden.
Jedoch diese Lichtträger am Himmelsgewölbe sollen ferner
auch zur Feststellung von "Tag und Nacht" und zur Bestimmung
"der Zeiten, der Tage und Jahre" dienen. In ihrem Lichte
lernen wir uns über das Wesen der einzelnen Dinge und
der mannigfaltigen Lebenserscheinungen der Erde richtig
orientieren. Auch erfassen wir, dass für uns nur das
Himmlische, das Vollendete feststeht, dass jedoch wir
mit dem, was auf Erden ist, zunächst wechselvoll sind.
Gewordenes ist allein droben, hier ist überall nur Werdendes.
Dieses ist aber in allem abhängig von dem, was sich droben
im Lichte vollendete.
Einst in der kommenden Ruhe der Vollendung werden auch wir
keinen Wechsel der Zeiten mehr nötig haben. Gegenwärtig
bedürfen wir es noch, dass das richtige Maß von Sonnenschein
und das erforderliche Maß von Kälte in unser Leben falle.
Noch sind wir unfähig, in ewiger Frühlingsblüte und im
ununterbrochenen Fruchttragen zu stehen. In einem solchen
Dienst würden wir zunächst mehr an Kraft ausgeben, als wir
empfangen haben. Das bedeutet aber schließlich Zusammenbruch
des Lebens selbst. Je mehr jedoch diese unsre Abhängigkeit
auf allen Gebieten von der oberen Welt offenbar wird, desto
tiefer erfassen wir, dass unsre Garantien und unsere Zukunft
nicht in dem liegen, was wir bereits in uns selbst sind,
sondern in dem, was wir aus höheren Quellen für unser Werden
und für unsere Vollendung empfangen.