1Mo 1,7
J.Kroeker
Von seinem wunderbaren Schöpfungswerk.
"Und Gott machte die Wölbung und schied zwischen den Wassern,
die unter der Wölbung, und den Wassern, die über der Wölbung
sind, und da ward es so." 1.Mose 1,7.
Der zweite Schöpfungstag trägt in sich das Prinzip der
Scheidung. Er setzt durch eine neue Offenbarung in weit
größerem Umfang fort, was bereits am ersten Tag durch die
Erscheinung des Lichts begonnen wurde. Durch den Eintritt
des Lichts war nur eine Bindung der Finsternis eingetreten.
Der Tohu-wa-bohu-Zustand, das große Durcheinander der Erde
selbst konnte noch unbehindert fortbestehen. Der zweite Tag
brachte nun die Offenbarung einer himmlischen Ausdehnung, die
an sich ebenso unabhängig von der Erde war wie das Licht des
ersten Tages von der Finsternis. Alle Gottes-Offenbarung,
die von Gott ausgeht und mit ihrer Erlösung auf die Erde
tritt, steht in ihrem Wesen doch weit über der Erde. Sie
trägt jedes Mal etwas in die Schöpfung hinein, was diese nie
in sich selbst besaß, das ihr aber zum Heil werden musste.
Scheidung ist mithin der nächste Schritt zur Erlösung. Sie
folgt immer nach der Erleuchtung. Nie vorher. Dieses Gesetz
zieht sich durch die ganze Offenbarung der göttlichen
Heilsgeschichte. Ob Prophet oder Apostel, sobald sie eine
Gottesbotschaft zur Erlösung für die Welt empfingen, trugen
sie eine neue Entscheidung und Scheidung in die Welt hinein.
Die Scheidung des zweiten Tages ist zwar auch noch nicht
Erlösung, sie führt aber zur Erlösung. Zunächst tritt durch
die Offenbarung des Gewölbes nur ein Element in Sicht, das
sich in seiner Macht stärker erweist als das Gewoge der Erde.
Es wird von Gott "Himmel" genannt. Damit ist die Himmelswelt
bezeichnet, die unabhängig über der Erde steht, und doch der
Erde Unendliches zu geben hat.
Der Himmel ist seitdem das Symbol alles Göttlichen für uns
Menschen geworden. Erst durch seinen Eintritt in unser Leben
tritt jene Macht in Sicht, die sich in ihren Kräften und
Segnungen stärker erweist als alle jene Gewässer, von denen
unsere Seele wie in einem Todeszustand gefangen gehalten
wird. Die erste Kampfansage Gottes erlebten diese Gewässer
am zweiten Schöpfungstag. Und die ganze Heilsgeschichte war
bisher einerseits nichts anderes als ein fortgesetzter Kampf
mit jenen ungebundenen Leidenschaften und Todesmächten, die
das wahre Geschöpf Gottes immer wieder in ihr Wesen und in
ihren Kampfes- und Todeszustand hineinzogen. Seitdem jedoch
das Reich der Himmel erschienen ist, haben auch die Gewässer
ihre absolute Herrschaft in der Schöpfung verloren. Ob im
Innenleben des einzelnen oder in der Geschichte, - sie
begegnen einem Gesetz des Himmels, das sich stärker erweist
als sie.