Offb 21,5
C.O.Rosenius
Siehe, Ich mache alles neu! Offb. 21, 5.
Weil alles Neue, das der Herr durch das Evangelium in
uns bewirkt, der augenscheinliche Beweis einer wirklich
geschehenen Geburt aus dem Geist, einer ,,neuen Kreatur",
einer neuen Schöpfung ist, so ist es sehr wichtig, diese
neuen Dinge, die sich bei jedem wiedergeborenen Menschen
zeigen, etwas genauer zu betrachten. Sie bestehen nicht nur
in einem neuen geistlichen Blick und Gehör, sondern auch in
einem neuen Herzen, in neuen Gedanken und neuer Rede, in
neuem Wandel und neuem Verhältnis zu der ganzen Welt.
Zuvor sahen und hörten wir z. B. Gottes Urteile und
Verheißungen ganz so, als hätten wir sie nicht gesehen und
gehört; und dies auch dann, wenn wir es für das eigene Wort
Gottes hielten. Wir sahen mit den Augen, was er uns sagte,
wir hörten es mit den Ohren, aber wir konnten es nicht
vernehmen. Wir konnten sehen und hören, was unser Urteil
zum ewigen Tod enthielt, und konnten es dennoch sogleich
vergessen, konnten dennoch essen, trinken und schlafen.
Gleichwohl hielten wir es doch für das Wort Gottes! Jetzt
dagegen sehen und hören wir so, daß es uns ,,packt", daß
wir sowohl erschreckt als auch getröstet, sowohl betrübt als
auch fröhlich werden, ja, daß es die Richtung unseres ganzen
Lebens bestimmt. Zuvor konnten wir auch in geistlichen
Dingen frei und nach eigenem Gutdünken denken; jetzt dagegen
haben wir eine entscheidende Richtschnur für unsere Ansicht
darüber, nämlich das Wort Gottes. Zuvor konnten wir ganz
gute Gedanken von uns selbst hegen und hatten Trost und Mut,
auch ohne uns mit dem Wort des Evangeliums zu nähren; jetzt
dagegen werden wir stets niedergeschlagen, wenn wir an uns
denken, werden aber durch das Evangelium von Jesus Christus
getröstet.
Aber nicht nur der Blick, das Gehör und die Gedanken sind
verändert, sondern auch das Herz, so daß wir jetzt unsere
Lust und Freude an dem haben, was uns zuvor unangenehm und
zuwider war, wogegen wir jetzt von dem leiden und beschwert
werden, was zuvor unsere höchste Lust und unsere liebste
Unterhaltung war. Aber ,,wes das Herz voll ist, des geht der
Mund über." Zuvor konnten wir Millionen Worte über eitle
Dinge reden - und zwar mit Lust und Leichtigkeit - konnten
aber das ganze Jahr hindurch nicht eine halbe Stunde vom
Heiland und Seinen himmlischen Gütern reden - wir waren
geistlich Stumme. Jetzt dagegen ist uns kein Gesprächsthema
lieber, als das von Gott, von Seinem Wort und Seiner Gnade.
Auch unser Lebenswandel ist ein anderer geworden. Zuvor
lebten wir frei nach unserem eigenen Gutdünken und unseren
eigenen Lüsten, soweit unser eigener Vorteil und unsere Ehre
es gestatteten. Jetzt haben wir einen heiligen Sinn und eine
heilige Zucht für unseren Lebenswandel erhalten.
Kurz, wir sind wie in einer neuen Welt, mit neuen Sorgen und
neuen Freuden, mit neuen Bestrebungen und neuen Besorgnissen.
Wir sind in ein neues Verhältnis zu Gott, zu uns selbst und
zu allen Menschen gekommen. Während Gott uns früher ein
unbekannter Gott oder ein gefürchteter Richter war, ist Er
jetzt unser bekannter und lieber Vater. Während wir früher
mit unserem eigenen fleischlich gesinnten Herzen einig waren,
haben wir jetzt einen beständigen Streit mit demselben.
Während wir früher in vertraulichem Verhältnis zur Welt
standen, fürchten wir sie jetzt als einen Feind, der, wie
auch das Wort lehrt, einer unserer drei Hauptfeinde ist, die
da sind ,,der Teufel, die Welt und unser eigenes Fleisch."
So ist ,,das Alte vergangen und alles ist neu geworden."
Dies ist doch außerordentlich bedenkenswert und tröstlich.
Bedenke, wenn wir mit den Augen solche neuen Kreaturen,
ja, die Umwandlung des eigentlichen Herzens, die keine
Menschenmacht in der Welt bewerkstelligen kann, sehen können!
Sollten wir dann nicht aufwachen und den großen, gnadenvollen
Gott preisen, der solche Wunder unter uns tut? Und du, der
du diese geistliche Umwandlung noch nicht erfahren hast, sie
aber an anderen siehst, solltest du nicht zu ahnen anfangen,
daß eine solche geistliche Umwandlung zur Seligkeit für jeden
Menschen nötig ist?
All dieses Neue wird nur durch Gottes Gnade, durch die
Verheißung des Evangeliums in uns geboren, das Gesetz konnte
es nicht bewirken, wie der Apostel sagt: ,,Der euch nun den
Geist reicht und tut solche Taten unter euch, tut Er es denn
durch des Gesetzes Werke oder durch die Predigt vom Glauben?"
Nur durch die Verheißung wird dieses Neue in uns geboren, und
zwar gerade dann, wenn wir an uns und allem eigenen Tun
verzweifeln. Darum werden wir hier mit Recht ,,Kinder der
Verheißung" genannt. Sie allein sind Gottes Kinder, sagt
der Apostel. Das ist es, was er überall zum Beweis dafür
anführt, daß Gott in Seinen Worten treu ist, wenn auch die
Ungläubigen verworfen werden. Denn die Verheißungen Gottes
gelten nur den wahren Israeliten und nicht denen, die nur
,,nach dem Fleisch" Abrahams Samen sind. Und ,,ist jemand
in Christus, so ist er eine neue Kreatur". Johannes sagt im
ersten Kapitel seines Evangeliums von den Kindern Gottes:
,,Welche nicht vom Geblüt, noch von dem Willen des Fleisches,
noch von dem Willen eines Mannes, sondern von Gott geboren
sind."
Wiedergeboren zum neuen Leben
Ward ich durch Deine Gotteskraft.
Gnade zum Glauben ist mir gegeben,
Die mich zum neuen Menschen schafft.
Du bist der Töpfer, ich der Ton.
Heil mir! Die Sünde fällt vom Thron.
Halleluja!