Offb 5,12
J.Kroeker
"Und sie sprachen mit großer Stimme: Das Lamm, das erwürgt
ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum und Weisheit
und Stärke und Ehre und Preis und Lob." Offb. 5,12.
Jesu Prophetendienst und Heilandsmission waren ein
ununterbrochener Leidens- und Opferweg. Ich wünschte, wir
würden viel tiefer erkennen, was Er auch heute noch für uns
als Opferlamm ist. Als solches trug Er nicht nur, sondern
trägt Er unsere Schuld und stellt sie dauernd unter die
Vergebung seines Vaters. Nicht nur die Vergangenheit, auch
die Gegenwart wirft all ihren Unglauben, ihre Verachtung,
ihre Selbstgerechtigkeit, ihre Schmach, ihre Verneinung auf
Ihn. Durch welche Seelenleiden ist Christus auch nach seinem
Opfer aus Golgatha bisher hindurchgegangen. Wie hat man sein
Bild verzerrt, sein Opfer verhöhnt, seinen Dienst geschmäht,
sich seinem Wirken entzogen, in seiner Offenbarung Ihn
allein gelassen. Das Lammesbild ist weder gegenwärtig noch
zukünftig aus dem Leben des Christus Gottes zu streichen.
Welche Seelenleiden ertrug Er einst allein inmitten seines
engsten Freundeskreises! Seine eigenen Brüder glaubten nicht
an ihn. Sie erklärten eines Tages, Er sei von Sinnen. Einem
Petrus musste Er sagen: "Petrus, du meinst nicht was
göttlich, sondern was menschlich ist." Die Mutter der beiden
Donnersöhne bittet ihn, dass doch einer zu seiner Rechten und
der andere zu seiner Linken im kommenden Gottesreich sitzen
möchte. Als ein Samaritanerdorf ihn auf seinem Wege nach
Jerusalem nicht aufnehmen will, wollen zwei seiner Jünger
Feuer vom Himmel fallen lassen. Judas verrät ihn den Feinden
mit einem Kuss, und Petrus verleugnet ihn bei einem
Kohlenfeuer. Welch ein Bild derer, die ihm drei Jahre
gefolgt und Zeugen seiner vom Vater empfangenen Salbung
gewesen waren. Wie lud diese Jüngergemeinde all ihr
Versagen, all ihren Unglauben, all ihre Eifersucht, all ihre
Schuld dauernd auf ihn als das Opferlamm der Welt ab. - Und
Er trug diese Leiden. Und Er trägt sie, die Schuld seiner
Jüngergemeinde von heute. Trüge Er sie nicht, die Kirche
Christi wäre längst untergegangen.
Oder denken wir an sein Seelenleiden unter der herrschenden
Frömmigkeit seiner Zeit. Wie wurde gerade von dieser
sein Bild entstellt, sein Prophetenwort verachtet, sein
Heilandsdienst verächtlich gemacht, sein Handeln in Vollmacht
auf dämonische Kräfte zurückgeführt! Er treibt die Dämonen
aus durch Beelzebub, den Obersten der Teufel. Der Mensch
kann nicht von Gott sein, denn Er bricht den Sabbat. Er kann
nicht der verheißene Knecht Gottes sein, denn Er ist ja der
Zöllner und Sünder Freund. Alle Unreinheit, Falschheit,
Blindheit, Widerspenstigkeit, die eine rein äußerliche
Frömmigkeit in sich trug, wurde auf Ihn abgeladen. Er
stellte jedoch die ganze Schuld vom Kreuze her unter die
Vergebung seines Vaters.